Ureinwohner wehren sich gegen Stahlwerk

Blockade der Bauarbeiten im indischen Orissa

  • Keya Acharya, Delhi (IPS)
  • Lesedauer: 2 Min.
Im ostindischen Bundesstaat Orissa wehren sich 4000 Familien gegen den geplanten Bau eines Stahlwerks auf einem 1200 Hektar großen Waldgrundstück.

Das umstrittene Investitionsprojektes ist bereits genehmigt. Das geplante Stahlwerk der Firma POSCO aus Korea soll eine Kapazität von zwölf Millionen Tonnen Stahl haben. Außer einem Hafen ist auch eine eigene Siedlung mit Infrastruktur für die Versorgung mit Wasser vorgesehen. Das Projekt soll 45 000 Jobs schaffen. Mit umgerechnet rund elf Milliarden US-Dollar ist POSCO schon jetzt der größte ausländische Investor in Indien.

Amtlichen Angaben zufolge befinden sich rund 175 Hektar des Landes, das an POSCO gehen soll, in Privatbesitz. Die dort lebenden, vorwiegend indigenen 471 Familien sind angehalten, ihr Land zu verlassen. Der restliche Wald gehört der Forstbehörde, wird von Ureinwohnern jedoch seit Generationen nachhaltig bewirtschaftet. Diese Menschen würden ihr traditionelles Waldnutzungsrecht verlieren.

Mangrovenschwund und Wassermangel

Hinzu kommt der hohe ökologische Preis, der mit dem Vorhaben verbunden ist. Mangrovenbäume in Küstenregionen und Flusslandschaften würden zerstört. Der konzerneigene Hafen bedroht außerdem die Lebensgrundlage Hunderter von Meeresschildkröten, die jedes Jahr an der Küste von Orissa nisten. Die Millionen Liter an Wasser, die POSCO für sein Stahlwerk in Orissa benötigt, bedeuten Engpässe bei der Wasserversorgung der nächstgelegenen Stadt Cuttack sowie für die Bewässerungssysteme in vier angrenzenden Distrikten. Darüber hinaus geht das Widerstandskomitee PPSS, dem hauptsächlich Indigene angehören, davon aus, dass die Lebensgrundlage von 33 000 Fischern bedroht wird. »Wir werden massiven Widerstand leisten«, sagte Prashant Paikare, Sprecher von PPSS. Seiner Ansicht nach steht zu befürchten, dass sich POSCO nicht an seinen Teil der Abmachung halten wird, die es mit der Regierung von Orissa getroffen hat. Dazu gehören Wiederaufforstungsmaßnahmen.

Nach Angaben einer Studie des »National Centre for Advocacy Studies« (NCAS) bringt das Vorhaben auch gesundheitliche Folgeschäden für die Bevölkerung mit sich. Darüber hinaus birgt die Arbeit in Stahlwerken Gesundheitsrisiken.

Vorzugsbedingungen für POSCO

Die Lokalregierung wird POSCO 600 Tonnen Eisenerz für die Hälfte des üblichen Marktpreises überlassen. Eisenerz ist die Grundlage für die Stahlproduktion. Darüber hinaus muss das Unternehmen keine Steuern abführen. Zuvor hatten Brasilien und China die Zusammenarbeit mit POSCO verweigert, weil die Firma nicht bereit war, Eisenerz zum Marktpreis einzukaufen.

Bis 1997 war Indien eher skeptisch gegenüber Bergbauprojekten eingestellt. Dann änderte die Regierung ihre Haltung, und seit 2006 sind Direktinvestitionen ausländischer Firmen ohne die Beteiligung von indischen Unternehmen erlaubt. Seitdem haben internationale Bergbaufirmen wie »De Beers« und »Broken Hill Properties« Schürfgenehmigungen in den Bundesstaaten Orissa und Madhya Pradesh erhalten.

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