Bitte mit Büffelmozzarella!

Wie die EU Inhalt und Aussehen der echten Pizza Napoli schützt

  • Anna Maldini, Rom
  • Lesedauer: 3 Min.

Welches italienisches Wort ist in der Welt am bekanntesten? Richtig: Pizza! Übrigens gefolgt von Cappuccino, Spaghetti und Espresso. Und welche Pizza isst man in der Welt am häufigsten? Hier streiken die Statistiker zwar, aber rein gefühlsmäßig dürfte das wohl die »Pizza Napoli« bzw. »Pizza Napoletana« sein.

Und nun weiß jeder Europäer endlich, was eine wirkliche Pizza Napoli ist und wie sie auszusehen hat. Die Europäische Union hat nämlich in einer Richtlinie alles festgelegt und dann die »richtige« Pizza auch gleich geschützt.

Also, die Normpizza darf nicht weniger als 20 cm und nicht mehr als 35 cm im Durchmesser haben und der etwas erhöhte Rand muss zwischen 1 und 2 cm breit sein; die Konsistenz ist gleichzeitig weich und elastisch und das Ganze ist leicht klappbar (wobei ich mich persönlich frage, warum man eine Pizza zusammenklappen sollte …). Belegt werden muss sie mit Tomaten (spiralförmig angeordnet!), Büffel- oder Kuhmozzarella, kalt gepresstem Olivenöl und Oregano.

So weit, so einigermaßen gut. Allerdings sind die italienischen Bauernverbände über diese Regelung überhaupt nicht glücklich. Ihrer Meinung nach hätte festgelegt werden müssen, dass das verwendete Mehl aus italienischem Hartweizen gemahlen wird, die Tomaten vom Typ San Marzano sind, die Mozzarella unbedingt aus Büffelmilch hergestellt wird und überhaupt alle Ingredienzien aus Italien kommen. Nur so sei eine Pizza auch wirklich »artgerecht« und italienisch.

Und nur so könne man die virtuosen Pizzerien (in Italien gibt es rund 25 000 mit 120 000 Arbeitsplätzen und einem Jahresumsatz von 5 Milliarden Euro) auch vor unlauterem Wettbewerb schützen. Heute kommt nämlich ein Großteil des Mehls aus Kanada oder der Ukraine, das Olivenöl aus Tunesien, die Tomaten aus China und der Käse aus Polen … Und das kann ja nicht im Sinne des Erfinders sein, der die Pizza Mitte des 18. Jahrhunderts in Neapel schuf.

Das mit der Konsistenz ist auch noch so eine Sache. Seit eh und je tobt um die »wirkliche« Pizza ein Kulturkampf zwischen Rom und Neapel. Soll der Teig relativ weich und hoch (Neapel) oder hauchdünn und knusprig (Rom) sein? Es gibt wohl keinen Italiener, da dazu keine ultimative Meinung hätte!

Und dann, mal ganz ehrlich: Wer isst denn heute seine Pizza nur mit Tomaten, Mozzarella und Oregano? In Italien findet man an jeder Ecke einen Pizzastand, der die leckersten Varianten anbietet: Natürlich mit Basilikum, mit Pilzen, mit Auberginen, mit Kartoffeln, mit Gorgonzola … alles toll und alles »typisch italienisch«. Was man allerdings von der Pizza mit Thunfisch, mit Salami oder gar mit Ananas nicht behaupten kann. Die sind von den Amerikanern oder Deutschen erfunden worden und werden in Italien nur angeboten, weil die Touristen sie so gerne essen.

Die in Italien beliebteste Pizza ist übrigens immer noch die »Margherita«: Tomaten (spiralförmig oder nicht), Büffelmozzarella und Basilikum. Sie wurde zum ersten Mal 1889 in Neapel von dem Pizzabäcker Raffaele Esposito hergestellt und der Königin Margherita gewidmet. Und da rot, weiß und grün ja auch die italienischen Nationalfarben sind, erhielt die »Pizza Margherita« dann auch gleich einen patriotischen Touch…

Jetzt meine ganz persönliche Bitte an die europäischen Gesetzgeber: Könntet ihr die Norm noch mal nachbessern? Das mit der spiralförmige Anordnung und dem Rand könnt ihr ruhig streichen; aber echter Büffelmozzarella sollte es schon sein. Es schmeckt einfach sehr viel besser!

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