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Eine Schande
In deutschen Schlachthöfen wurden 2009 über 56 Millionen Schweine und 3,8 Millionen Rinder »verarbeitet«. Welchen Qualen die Tiere dabei ausgesetzt sind, können heute alle »Verbraucher« wissen. Die wenigsten wollen es. Das Schächten, also das vor allem in Islam und Judentum übliche Schlachten ohne Betäubung, nimmt sich hierzulande gegen diese Zahlen geradezu dürftig aus. Doch jedes einzelne derart massakrierte Tier ist eine Anklage gegen Europas so gern beschworenes Erbe aus Humanismus und Aufklärung. Der Gesetzentwurf, der jetzt vom Bundesrat beschlossen wurde, soll die Anforderungen zur Ausnahmegenehmigung für den blutigen Ritualakt verschärfen. Demnach muss der Antragsteller Beweise erbringen, dass das Schächten aus religiösen Gründen zwingend erforderlich ist und bei dem Tier keine zusätzlichen Schmerzen auftreten werden. Die Reihenfolge lässt befürchten, dass letztlich Religionsfreiheit gegenüber Tierschutz Vorrang behält. Doch es gibt nicht nur Freiheit für die, sondern auch Freiheit von der Religion. Und wenn Erstere dem Wohl leidensfähiger Wesen entgegensteht, muss Letztere im 21. Jahrhundert endlich durchgesetzt werden. Es wäre ein Anfang, auch das »säkulare« Tierelend frei von ideologischer Rechtfertigung als das zu sehen, was es ist: als eine Schande für den Menschen.
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