Ideologie im Walde

Klimaschutz verkehrt bei Forstwirtschaftlern

  • Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 2 Min.

Wer sich von Umweltpolitik behindert fühlt, greift gern zur Ideologiekeule. Ob Kritik an Agrargentechnik oder aktuell das Zertifizierungsverfahren des Forest Stewardship Council (FSC) – wer sich für Umweltbelange stark macht, wird gern verdächtigt, pure Ideologie über wissenschaftliche Einsicht zu stellen. Bei der Kritik des Deutschen Forstwirtschaftsrates am FSC beeindruckt vor allem eines: Dass sie von neueren Einsichten zu Artenvielfalt und Klimaschutz ziemlich ungetrübt ist. Offenbar wird der Lobbyverein der Waldeigentümer und Forstwirtschaftsbetriebe noch immer von Leuten dominiert, für die die seinerzeit wegweisenden Nachhaltigkeitsvorstellungen deutscher Förster am Ende des 19. Jahrhunderts noch immer das letzte Wort sind. Dabei müsste nach massiven Insektenattacken und unübersehbaren Trockenschäden im Rekordsommer 2003 dem letzten klar sein, dass jene Nadelbaumplantagen, die wir gerne als Wald bezeichnen, keine brauchbare Forstwirtschaft für die Zukunft sind.

Dennoch erklärt der Deutsche Forstwirtschaftsrat in einer kürzlich veröffentlichten Mitteilung, die FSC-Zertifizierung sei ein Hemmschuh für den Klimaschutz. Das hält nicht nur der kritisierte FSC sondern auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) für Unsinn. NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: »Die Aussagen beruhen zum Teil auf fehlerhaften Angaben und sollten schnellstens korrigiert werden.«.

Besonderen Unwillen erregt bei den Forstwirtschaftlern die im FSC-Standard vorgeschriebene Ausweisung von sogenannten Referenzflächen – fünf Prozent der Waldfläche sollen forstwirtschaftlich nicht genutzt werden. Ausgerechnet das soll dem Klimaschutz im Wege stehen. Doch »ungenutzte Wälder reichern noch über Jahrhunderte Kohlenstoff an, sie tragen zur Verbesserung des Wasserhaushalts bei und dienen Tausenden von Arten als sichere Refugien«, hält NABU-Experte Johannes Enssle dagegen.

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