Tropenholz für Parkbänke

20 000 Unterschriften gegen Nürnberger Pläne

  • Leonhard Seidl, Nürnberg
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Stadt Nürnberg will Parkbänke mit Tropenholz ausstatten. Kostengünstiger als einheimische Hölzer soll das sein – und nachhaltig dazu. Kritiker sprechen von einem Skandal.

Schon seit April 2009 plant die Stadt Nürnberg, 3500 alte Parkbänke durch Bänke aus Tropenholz zu ersetzen. Seitdem gärt es nicht nur in der Bratwurstmetropole. Die Hamburger Initiative Rettet den Regenwald e.V. spricht von einem handfesten Skandal und hat eine Unterschriftenkampagne gestartet. Unterstützt wird sie unter anderem von der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfBV). Die 20 000 gesammelten Unterschriften wurden am Montagabend im Zuge einer Demonstration übergeben, an der 120 Menschen teilnahmen, so Klaus Schenk von Rettet den Regenwald.

Streit um das FSC-Siegel

Für die Stadt habe die Verwendung von Bänken aus einheimischen Hölzern zu einem »sehr hohen und aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu vertretenden Unterhaltsaufwand« geführt, so das ehemalige Gartenbauamt, heute Servicebetrieb Öffentlicher Raum (SÖR). Hauptgrund sei die »schrittweise Einführung strenger Umwelt-Richtlinien für Lasuren«. Die neuen Lasuren würden nicht mehr gegen Verwitterung und Pilzbefall wirken. Vom Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziertes Tropenholz stelle die »interessanteste Lösung dar«.

Das FSC-Siegel soll eine nachhaltige und sozial verträgliche Holzwirtschaft gewährleisten. Die internationale gemeinnützige Organisation FSC wird von Umwelt-, Sozialverbänden und Unternehmen getragen.

Darauf beruft sich auch das SÖR: Das Sapelli-Holz aus dem Kongobecken sei nachhaltig erwirtschaftet. Greenpeace Schweiz dagegen kritisiert das FSC-Siegel, weil es sich auf regionale Standards berufe, ohne dass solche in Kongo erarbeitet wurden.

Darum fordert Greenpeace international ein Moratorium für das Baumfällen in bestimmten Waldgebieten. Verlangt wird auch, die FSC-Zertifizierung in »Ländern mit schwacher Regierungsführung zu stoppen«. So auch in Kongo. Rettet den Regenwald befürchtet, dass die Stadt Nürnberg den freiwilligen Tropenholzverzicht etlicher deutscher Städte weiter untergräbt.

Plädoyer für die heimische Eiche

SÖR argumentiert außerdem, das Tropenholz sei kostengünstiger und von 25-jähriger Lebensdauer. Pro Bank könnte die Stadt damit in 25 Jahren 3400 Euro einsparen. Das alles wiegt schwer, besonders angesichts der »akuten finanziellen Lage« der Stadt. Für Michael Müller dagegen, Forstwirt und Geschäftsführer der »Forstbetriebsgemeinschaft Nürnberger Land«, ist »heimische Eiche besser und sogar etwas billiger über den Zeitraum von 25 Jahren«.

Die Stadträte werden am Donnerstag erneut über das Vorhaben abstimmen. Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) teilt laut Presseberichten die Meinung der Fraktionschefin der Grünen, Brigitte Wellhöfer, das Sapelli-Holz zu verwenden. Tshibanda Muteba, der aus dem Kongo stammt und Mitglied des Ausländerbeirates Nürnberg ist, plädiert, »die vor Ort gegebenen Möglichkeiten zu nutzen, um das Holz zu beschaffen. Die Pygmäen im Kongobecken werden verjagt, nur um hier zu sparen.«

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