Werbung

Bildungsrauschen

»Schüler werden immer unberechenbarer«

  • Lesedauer: 3 Min.
Am 18. Februar erstach in Ludwigshafen ein junger Mann einen Lehrer an seiner ehemaligen Schule. Der Täter war schnell gefasst. Auch im Internet hat die Tat für Entsetzen gesorgt.

Auf www.regenbogen.de postet Flüge noch am Tag der Tat: »Ich bin selber Lehrer und ich kann nur sagen, da bekommt man wirklich Angst! Es kommt in unserem Alltag nicht selten vor, dass sich jemand ungerecht benotet fühlt und dass man sich für seine Entscheidungen rechtfertigen muss! Ich kann nur sagen, dass es als Lehrer in so großen Klassen und mit einer damit einhergehenden Anonymität der Schüler wirklich nicht einfach ist, es allen ›recht zu machen‹! Die Schüler werden immer unberechenbarer und das macht mir große Sorgen! Es wird Zeit, was am System zu ändern und auch die Lehrer bzw. die Mitschüler zu schützen. Ein Anfang wäre ja eine Kontrolle an den Schuleingängen.«

Einen Tag später meint der Schüler da-dida unter der Überschrift »mal wieder das Thema Amoklauf« www.da-dida.blog.de: »(...) das Problem ist erstmal eine Realitätsflucht, warum flieht man vor der Realität? Weil sie nicht zu ertragen ist, andernfalls würde man nicht fliehen. Dann kann die Schule EXTREM grausam sein, ich habs selbst erlebt und vorhin hatte ich einen Weinkrampf wegen einem damit verbundenen Thema (...) Ich mein, Mord ist nicht zu rechtfertigen, es ist unverzeihlich und sollte NIE eine Alternative sein zu irgendwas. Aber die Gründe ... ist es Zufall, dass ALLE Amokläufe an Schulen geschahen?«

Im selben Blog schreibt Elternschauenhin: »(...) der ganze G8-Müll an den Gymnasien, der unglaubliche Leistungszwang (mein Sohn, 9. Klasse, arbeitet in manchen Wochen mehr für die Schule als ich für mein Büro) und das ganze System organisierter Nicht-Verantwortung in unseren Schulen sind die Wegbereiter solcher Taten. (...) das ist keine Entschuldigung, sondern der Versuch einer Prophylaxe. Nur: Dafür müssen wir erst einmal die Augen öffnen für die realen, alltäglichen Zustände.«

»Amoklauf Ludwigshafen: was kann man dagegen tun?« lautet dagegen der Artikel von Bürger auf www.meinungsbildung.com vom 21. Februar: »Weder das Verbot von gewalttätigen Computerspielen noch ein Umbau von Schulen in einen Hochsicherheitstrakt werden die traurige Geschichte von Amokläufen verhindern. Sollte es eine Möglichkeit geben, (...) dann ist die Sensibilität des unmittelbaren Umfeldes des Täters gefragt. Eltern, die sich um ihr Kind bemühen, ihm zuhören und sich dessen Problemen annehmen, können wohl am meisten bewegen.« Und Andrea Berger kommentiert: »Vielleicht muss man »psychologisch global denken« und Jungs ein friedliches Männlichkeitsideal nahebringen – ich hab unlängst im internet die ermutigend klingende Initiative www.boys4peace.org gefunden.«

Lena Tietgen

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.