Mit Mut zur Plastik
Parchim will Bilderstürmern nicht nachgeben
Rabiate Minderheit
Doch es gibt in der Stadt offenbar eine rabiate Minderheit, die auf öffentliche Kunst aggressiv reagiert. Bereits drei Mal kam es zu nächtlichem Vandalismus gegen ausgestellte Kunstwerke. Im vergangenen Jahr waren die Skulpturen »Stelencorso« und »Die Bindung« der in Berlin lebenden Bildhauerin Christine Dewerny sowie die Skulptur »Drei Königshäsinnen und die Meute« von Thomas Zadeloff zum Ziel nächtlicher Attacken geworden.
Offenbar am Sonntagabend traf es nun »Core«, die Frauenfigur aus der Plastik »Courage« des Crivitzer Künstlers Wieland Schmiedel, Träger des Landeskulturpreises von Mecklenburg-Vorpommern.
Nun macht sich Parchim Mut. Eckhard Büsch etwa, Chef der SPD-Stadtfraktion, verbreitet einen offenen Brief: »Diese wiederholten, verabscheuungswürdigen Taten Einzelner dürfen und werden nicht dazu führen, dass engagierte Mitbürger, Vereine und Kommunalpolitiker gemeinsam mit Künstlern nachlassen werden, den Parchimern und ihren Gästen auch in Zukunft vielfältige Kunsterlebnisse zu bieten.« Die Stadt habe ein »mutiges Zeichen« gesetzt, »darstellende Kunst nicht nur in Museen und Galerien zu präsentieren«. Davon werde man sich nicht abbringen lassen, so der Sozialdemokrat Büsch.
Skulpturen mit Aussage
Ein Einzeltäter? Organisierte Aktionen? Spontane »Mutproben«? Die polizeilichen Ermittlungen kommen nicht voran. Schmiedels »Courage« hat allerdings einen politischen Hintergrund: Der Künstler wollte »gefährliche Tendenzen zu Gewalt und Extremismus, zum Wegschauen und Verdrängen unserer Vergangenheit« ansprechen. Dem Corso-Initiator Wolfgang Vogt, Professor für Friedensforschung an der Universität Marburg, wird man sicherlich einen linksliberalen Hintergrund nachsagen können – aber liegt darin wirklich das Motiv für die nächtlichen Attacken?
Einstweilen rätselt Parchim weiter über die Kunstvandalen. Immerhin aber hat das Theater der Stadt die Großreform der Bühnenlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern einstweilen überlebt. Am 17. April hat dort »Frau Müller muss weg« Premiere.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.