- Kultur
- Leipziger Buchmesse
Das neue Rathaus als Showroom der Literatur
Etwa 2000 Leute kamen ins Leipziger Rathaus und feierten die – laut Website des Organisators Sputnik Radio – junge deutsche Literaturszene. Viele hatten sich passend zur Disko-Deko gestylt, aber noch besser als die Party-Stimmung waren die Lesungen.
Vom Original gelesen: Technoprosa-Performance
Gerade erst aus den Messehallen raus, und zack, schon wieder war das Thema da! Helene Hegemann und ihr Buch ''Axolotl Roadkill'', Plagiat inklusive… Wenigstens ein guter Anlass für die Lesung des Originals! Der Blogger Deef Pirmasens hat die multimediale Lesung der Technoprosa von Clubgänger Airen grandios übernommen. „STROBO – aus dem Berghain“: Da wird eine Art Odyssee durch die Berliner Clubszene, mit Ficken und Drogen bis zum siebten Himmel, erzählt. Das junge Publikum hört aufmerksam dem schauspielerischen Lesen zu; instrumentale Musik und Videoanimationen von VJ gently.radical begleiten die Erzählungen des Clubbers zwischen Trip, S-Bahn und Darkroom. Von Zucht und tiefer Leere ist auch die Rede. Hauptsache aber, es gibt genug, um die Bassbeschallung zu fühlen, und alles ist wieder krass… bis zum nächsten Mal. Nette Performance, die das Publikum nicht nur von Club zu Club mitbewegt.
Eins blieb sehr bedauerlich: Der Autor mag lieber anonym bleiben. Airen sei BWL-Student und möchte noch in der Branche tätig sein, heißt es. Außerdem komme er aus einem Kaff in Bayern, wo die Leute vielleicht nicht tolerant sind, was solchen Spaß angeht. Tja… schade, zu so einem in der Ich-Form geschriebenen Buch nicht zu stehen! Warum darf die Gesellschaft nicht auch bunt sehen?!
Literatur in Rausch und Bauch: 100. Turboprop
Eine Etage höher wird im Festsaal des Neuen Rathauses frittiert. Zum 100. Geburtstag der Sputnik-Literaturshow „Turboprop“ kocht das junge Moderationsteam der Herren Graebel und Nießen. Wie immer gibt es Filmchen, Quiz und diesmal – bien sûr – wurde ein Autor zur Buchvorstellung eingeladen.
Wohnzimmeratmosphäre zwischen Talkshow, Kochkurs für Dummies und Lesung aus dem Buch "Der Fritten-Humboldt“ von… Jon Flemming Olsen, der im vergangenen Sommer Imbisse in allen 16 Bundesländern besucht hat. Locker und sogar mit lokalem Akzent hat der Autor das Publikum mit einer Lesung ins gastronomische Saarland transportiert.
Mit einem CLIC HIER ist es möglich den „Sputnik-LitPop-Steckbrief“ mit Jon Flemming Olsen zu hören.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.