Ostermärsche attackierten zynische Politik
Bei über 80 Veranstaltungen standen der Afghanistan-Krieg, Atomwaffen und Atomenergie im Vordergrund
Berlin (ND/Agenturen). Nach den Angaben des Ostermarschbüros in Frankfurt am Main beteiligten sich mehrere zehntausend Menschen an den Demonstrationen. 1500 kamen zum zentralen Ostermarsch in Stuttgart.
Nachdem am Freitag bei Kämpfen mit den Taliban deutsche und afghanische Soldaten getötet worden waren, fühlten sich die Initiatoren und Teilnehmer der Ostermärsche einmal mehr in ihren Forderungen bestätigt. Die Verantwortung für den Tod der Bundeswehrsoldaten trage »die zynische und uneinsichtige Politik der Bundesregierung«, erklärte die Informationsstelle Ostermarsch 2010. Die Osteraktionen mit ihrer eindeutigen pazifistischen Zielsetzung stünden für den Mehrheitswillen der Bevölkerung und damit gegen die Parlamentsmehrheit, die nach wie vor an Auslandseinsätzen der Bundeswehr festhalte. »Die Nachrichten zu Ostern erinnern uns an die gern verdrängte brutale Realität des Afghanistan-Krieges und an seine Aussichtslosigkeit«, schrieb der Geschäftsführer des Netzwerkes Friedenskooperative, Manfred Stenner, in einer Mitteilung.
Vermehrt beteiligten sich auch Anti-Atom-Initiativen an den Ostermärschen. Unter dem Motto »Atommüll in Gorleben, ach du faules Ei!« fanden sich nach Angaben der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg über 200 Menschen zu einem Rundgang um das potenzielle atomare Endlager ein. Die militärische und die sogenannte friedliche Nutzung der Atomkraft seien siamesische Zwillinge, sagte der Sprecher der Bürgerinitiative, Wolfgang Ehmke. »Deshalb demonstrieren wir heute auch in dem Selbstverständnis, Teil der Friedensbewegung zu sein.«
Erstmals seit mehreren Jahren war auch die einzige deutsche Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau wieder Ziel eines Ostermarsches. Rund 120 Anti-Atom- und Umweltaktivisten forderten neben dem Ende jeglicher atomarer Rüstung die Schließung der Anlage. »Eine spätere Nutzung zur Atomwaffenproduktion kann nicht ausgeschlossen werden«, hieß es in dem Aufruf.
Die meisten Ostermarschierer kamen wie in den Vorjahren in die Ruppiner Heide. Obwohl die Bundesregierung im vorigen Jahr auf den umstrittenen Bombenabwurfplatz verzichtete, trafen sich rund 2200 Personen, um erstmals nicht um, sondern über das Gelände des ehemaligen »Bombodroms« zu marschieren.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.