Angeklagt

Verena Becker soll an der Ermordung Siegfried Bubacks beteiligt gewesen sein

Die Tat liegt 33 Jahre zurück: Am 7. April 1977 wurde Generalbundesanwalt Siegfried Buback von Aktivisten der Roten Armee Fraktion (RAF) erschossen. Der Täter feuerte von einem Motorrad aus auf den Dienstwagen Bubacks und tötete ihn wie auch dessen zwei Begleiter Wolfgang Göbel und Georg Wurster. Wer auf dem Motorrad saß und die Schüsse abgab, ist bis heute nicht geklärt. An dem Mord soll Verena Becker, damals Mitglied der RAF, beteiligt gewesen sein. Gegen sie wurde diese Woche von der Karlsruher Bundesanwaltschaft Anklage erhoben. Sie soll sich vor dem Oberlandesgericht Stuttgart verantworten.

Becker wurde 1952 als eines von zehn Kindern eines Bergbautechnikers in Berlin-Wilmersdorf geboren und entwickelte sich nach Presseberichten früh zu einer radikalen Feministin, die nachts durch Berlin zog und die Scheiben von Sexläden einschmiss. Anfang der 70er Jahre schloss sich Becker, die nach dem Realschulabschluss als Telefonistin und in einer Fleischwarenfabrik gearbeitet hat, der »Bewegung 2. Juni« an. Wenig später, während einer Militärausbildung im damals sozialistischen Südjemen, ging sie zur RAF. Kurz nach dem Buback-Attentat wurde sie bei einer Schießerei mit der Polizei verletzt und nach einer wilden Verfolgungsjagd durch Singen verhaftet. Im November 1989 kam sie frei. Während ihrer Haft soll Becker mit dem Verfassungsschutz zusammengearbeitet haben.

Seit zwei Jahren ermittelt die Bundesanwaltschaft wieder gegen Becker. Speichelspuren von ihr seien angeblich auf Umschlägen gefunden worden, in denen Bekennerschreiben nach dem Attentat verschickt wurden. Hauptbelastungszeuge der Ermittler wird Beckers ehemaliger Genosse Peter-Jürgen Boock sein. Der Mann hat schon in der Vergangenheit munter über RAF-Interna geplaudert.

Der Sohn des ermordeten Generalbundesanwalt begrüßte unterdessen die Anklage gegen die ehemalige RAF-Aktivistin. »Wir möchten wissen, welche zwei Personen den dreifachen Mord vom Motorrad aus begangen haben«, sagte Michael Buback. Er hoffe, dass es nun zu einem Prozess komme, in dem auch die zahlreichen Zeugengehört werden, die eine zierliche Frau auf dem Motorrad gesehen haben.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.