Weniger Pflüge und Bewässerung

Auf Thüringens Feldern wird es trockener

  • Lesedauer: 3 Min.
Klimamodelle besagen, dass in Thüringen mit deutlich abnehmenden Wassermengen zu rechnen ist. Für die Landwirte lägen die wichtigsten Gegenstrategien in der Sortenwahl und der Bodenbearbeitung, sagt der Agrarökologe Peter Gullich.

Jena (dpa/ND). Die Thüringer Bauern müssen sich auf zunehmende Trockenheit auf ihren Feldern einstellen. Gründe seien weniger Regen vor allem in der Wachstumsphase der Pflanzen sowie eine stärkere Verdunstung, erklärt Peter Gullich von der Landesanstalt für Landwirtschaft der dpa. Dennoch werde der Freistaat im europäischen Vergleich weniger hart getroffen. »Wir sind in einer relativ bevorzugten Region.«

Die wichtigsten Gegenstrategien lägen in Sortenwahl und Bodenbearbeitung, sagt Gullich. Bewässerung bringe bessere Erträge, sei aber meist nicht wirtschaftlich. Bewässerungsversuche bei Kartoffeln zeigten 20 bis 25 Prozent höhere Erträge. »Die Kartoffel ist eine der dankbarsten Kulturen für Zusatzwassergaben«, erklärt der Referatsleiter für Agrarökologie.

Bearbeitung ohne Pflug

Die Kosten von rund 300 Euro pro Hektar vor allem für Investitionen in Bewässerungstechnik sowie den Arbeitseinsatz sind für viele Landwirte ein Probleme. In Thüringen werde noch auf 2100 Hektar bewässert, vor allem bei Feldgemüse und Obst. Ende der 80er Jahre waren es noch 50 000 Hektar. Gullich verwies auf Klimamodelle, wonach in Thüringen mit deutlich abnehmenden Wassermengen zu rechnen sei. Dieser Trend vor allem während der Wachstumsphase sei mit Ausnahme des Jahres 2007 schon zu spüren. »Die prognostizierten höheren Regenmengen im Winter haben aber etwa im Thüringer Becken eindeutig positive Effekte.« Einfluss auf regionale Unterschiede habe die Speicherfähigkeit der Böden. Insgesamt müssen aber viele Standorte laut aktuellem Klimabericht der Landesanstalt mit Wasserdefiziten übers ganze Jahr hinweg rechnen.

Um viel Feuchtigkeit im Boden zu halten, werde inzwischen weniger gepflügt, sagt Gullich. Vor 20 Jahren sei ein Drittel der Anbaufläche pfluglos bearbeitet worden. Derzeit sei es die Hälfte. Der Wert werde sich voraussichtlich nicht weiter verändern. »Die Vorstellung, es findet nur noch ganz flache Bearbeitung statt und der Regenwurm löst den Rest, funktioniert nur im Einzelfall.« Je weniger gepflügt werde, desto höher falle der Chemie-Einsatz aus, weil sich Krankheitserreger besser hielten.

600 Liter pro Kilo Weizen

Einen tief greifenden Wandel bei den angebauten Kulturen erwartet Gullich nicht. Getestet würden etwa Zuckerhirse und Mais, die weniger Wasser verbrauchten als Weizen. Für ein Kilo Weizenkörner seien 600 Liter Wasser nötig. Bei den traditionellen Feldfrüchten würden in Versuchen Sorten auf ihre Trockenheitsresistenz getestet. »Züchtung unter echten Klimabedingungen bedeutet aber ja ohnehin bereits Anpassung an den Klimawandel.«

Zu dessen für den Agrarsektor positiven Effekten gehöre die steigende Kohlendioxid-Konzentration, sagt Gullich. Sie könne die Photosyntheseleistung der Pflanzen steigern. Die Agrarbetriebe steckten aber in der Zwickmühle, dass sich viele Ideen nicht wirtschaftlich umsetzen ließen. »Entscheidend für den Anbau ist der Markt. Das ist einfach, aber brutal.«

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