Die nächsten Jahre werden tödlich
Trauerfeier für Soldaten: Verteidigungsminister bereitet Öffentlichkeit auf neue Tote vor
Ingolstadt (Agenturen/ND). Zum zweiten Mal innerhalb von gut zwei Wochen wurde in Deutschland mit einer Trauerfeier in Afghanistan getöteter Bundeswehrsoladaten gedacht. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sagte am Samstag im Ingolstädter Münster, der tödliche Angriff vom 15. April und der Angriff vom Karfreitag habe die Lebensgefahr für die Soldaten im Auslandseinsatz deutlich gemacht. »Tod und Verwundung sind Begleiter unserer Einsätze geworden und sie werden es auch in den nächsten Jahren sein, nicht nur in Afghanistan.«
An dem ökumenischen Gottesdienst für die Männer im Alter von 24 bis 38 Jahren nahm auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teil, die anders als beim Gedenken für drei an Karfreitag in Afghanistan getötete Soldaten vor gut zwei Wochen diesmal nicht sprach. Auch Außenminister Guido Westerwelle (FDP) und der afghanische Außenminister Salmay Rasul waren unter den Trauergästen.
Guttenberg richtete an die Angehörigen die Bitte um Verzeihung. »In politischer Verantwortung hat man Sie, verehrte Angehörige, auch um Verzeihung zu bitten.« Er trage als Minister die Verantwortung für ihre Trauer. Durch den Tod der Soldaten sei aber nicht die Hoffnung auf eine Besserung in Afghanistan zerrissen. Die Männer seien für die Gewissheit gestorben, »ihre und unsere Freiheit zu schützen«.
Die mit Deutschlandfahnen bedeckten Särge der vier Soldaten standen vor großen Porträtfotos der Männer aufgebahrt in der Kirche. Drei der Soldaten waren bei Gefechten gegen Aufständische getötet worden. Der vierte, ein Bundeswehr-Arzt, war getötet worden, als er zum Einsatzort geeilt war, um Verwundeten zu helfen.
Laut einem Bericht der »Wirtschaftswoche« stockt Guttenberg den Etat für die Afghanistan-Truppe deutlich auf: Die Kosten für 2010 seien statt der ursprünglich eingeplanten 832 Millionen Euro auf 1,059 Milliarden Euro gestiegen. Insgesamt kostet das Afghanistan-Engagement den deutschen Steuerzahler damit dem Bericht zufolge in diesem Jahr 1,5 Milliarden Euro.
Runder Tisch für Soldaten
Der scheidende Wehrbeauftragte des Bundestags, Reinhold Robbe, strebt einen Runden Tisch für Bundeswehrsoldaten an. Dieser solle sich um einen stärkeren Rückhalt für die Soldaten in der Gesellschaft bemühen. »Wir müssen diesen Leuten klarmachen, dass sie in unserer Gesellschaft einen besonderen Stellenwert haben, gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden Eskalierung in Afghanistan« sagte der SPD-Politiker der »Welt am Sonntag«. An dem Runden Tisch wollen sich unter anderem der Bundeswehr- und der Reservistenverband beteiligen, aber auch Initiativen wie zum Beispiel für traumatisierte Soldaten.
Bei konkreten Projekten denkt Robbe zudem an besondere Gesten, wie den Besuch wichtiger Fußballspiele. »Wieso kann man für Soldaten nicht ein bestimmtes Kontingent an Karten zur Verfügung stellen, damit sie zu vergünstigten Konditionen zuschauen können?« fragte er.
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