Dramatischer Appell aus Athen
Premier ruft Griechen zu Zusammenhalt auf / Bundesregierung tagt geheim
Athen (dpa/ND). In einer emotionalen Rede hat Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou seine Landsleute zum Zusammenhalt aufgerufen: »Griechenland geht durch eine der schwierigsten Phasen seiner Geschichte. Die Beschlüsse, die jetzt gefasst werden müssen, werden von schwerwiegender Bedeutung auch für die kommenden Generationen sein«, sagte er am Dienstag vor der Parlamentsgruppe seiner Panhellenischen Sozialistischen Bewegung (Pasok) in Athen. »Lasst uns unser Vaterland neu beleben. Jetzt oder nie«, unterstrich er in der Ansprache, die vom Fernsehen übertragen wurde.
Trotz der schwierigen Lage sollten am Dienstag alle öffentlichen Verkehrsmittel in der Hauptstadt für sechs Stunden lahmgelegt werden. Zahlreiche Gewerkschaften kündigten weitere Streiks für Anfang Mai an. Griechenland ist vom finanziellen Zusammenbruch bedroht. Deswegen hatte Athen die EU und den Internationalen Währungsfonds (IWF) am Freitag offiziell um Hilfe gebeten.
Die Athener Presse spekulierte, dass die Griechen den Gürtel noch enger schnallen müssen, um die dringend benötigten Gelder von EU und IWF zu bekommen. »Zwei Löhne Opfer«, schrieb die regierungsnahe Zeitung »Ta Nea«. »Merkel sagt: Wir geben euch – aber ihr müsst bluten«, hieß es in der linksliberalen »Eleftherotypia«.
Griechenland benötigt bis spätestens Mitte Mai eine Milliardenhilfe. »Das kritische Datum ist der 19. Mai. Bis dahin muss die Unterstützung aktiviert sein«, hatte der griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou am Vorabend im Parlament gesagt. Athen muss bis dahin eine Milliarden-Anleihe zurückzahlen und die Summe neu finanzieren.
Von EU-Seite hieß es, die Verhandlungen über das milliardenschwere Rettungspaket sollten Anfang Mai abgeschlossen werden. »Die Arbeiten laufen gut«, sagte der Sprecher von Währungskommissar Olli Rehn am Dienstag in Brüssel.
Die deutsche Regierung will in einem geheimen Abstimmungsgespräch ihr weiteres Vorgehen in der Griechenland-Krise beraten. Nach dpa-Informationen soll es heute nach der Kabinettssitzung ein Treffen unter Leitung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geben, an dem u. a. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) und Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) teilnehmen. Das Finanzministerium arbeite mit Hochdruck an einem Gesetzentwurf für die deutsche Beteiligung an den geplanten Milliarden-Krediten für Athen. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier forderte eine Sondersitzung des Bundestages über die Finanzhilfen für Griechenland. In der »Passauer Neuen Presse« warnte er die Regierung davor, einen Gesetzentwurf durch das Parlament zu peitschen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.