»Löscher, zieh dich warm an«
Siemens-Mitarbeiter protestieren in München
München (dpa/ND). Mit einem Pfeifkonzert vor der Siemens-Zentrale haben tausende Mitarbeiter des Konzerns am Mittwoch in München gegen den geplanten Stellenabbau protestiert. »Die Leute können doch nicht einfach weggeworfen werden wie ein alter Regenschirm«, rief Bayerns scheidender IG Metall-Chef Werner Neugebauer den Beschäftigten unter tosendem Beifall zu. In den vergangenen zehn Jahren habe Siemens in Deutschland schon 50 000 Stellen abgebaut. »Jetzt ist damit Schluss.«
Siemens hatte in den vergangenen Monaten den Abbau von rund 4000 Arbeitsplätzen in Deutschland angekündigt. Besonders betroffen ist das unterfränkische Bad Neustadt in der Rhön, wo Siemens Niederspannungsmotoren kleiner Leistung fertigt. Dort ist der Abbau von 840 Jobs geplant. Dies wären nach Darstellung des dortigen Siemens-Betriebsrates rund 15 Prozent aller Industriearbeitsplätze in der Stadt.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte kürzlich nach einem Spitzengespräch mit Siemens-Chef Peter Löscher erklärt, dass möglicherweise etwa 200 Arbeitsplätze weniger auf dem Spiel stehen könnten, weil sich eine Besserung der konjunkturellen Lage abzeichne. Siemens suche gemeinsam mit den Betroffenen nach Lösungen, sagte ein Siemens-Sprecher am Mittwoch. »Wir nehmen die Sorgen unserer Mitarbeiter natürlich ernst.«
An der Demonstration vor der Firmenzentrale in der Münchner Innenstadt beteiligten sich nach Schätzungen der IG Metall rund 3500 Mitarbeiter. Allein aus Bad Neustadt reisten nach Angaben eines Sprechers rund 2000 Mitarbeiter nach München und kündigten Siemens-Chef Löscher den Kampf an. »Löscher zieh Dich warm an, die Rhön kämpft bis zum letzten Mann«, hieß es auf Transparenten und »Arbeitsplatz Aus-Löscher«.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.