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Warnen statt tarnen
In der Evolution hat es für kleine wehrlose Tiere vor allem zwei Möglichkeiten der Schutzanpassung gegeben: Sichtschutz und Abschreckung. Sehr viele Tiere sind giftig, schlecht schmeckend oder übel riechend. Vögel und andere Insektenfresser, die schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht haben, können sich die enttäuschende Beute merken, je auffälliger sie ist, desto leichter. Und so gibt es statt getarnter zahlreiche sehr auffällige Kleintiere in unserem Garten: Feuerwanzen, die schlecht riechen, Marienkäfer, die bei Belästigung aus ihren Beingelenken eine vergällende Flüssigkeit austreten lassen, und die besonders auffälligen Kartoffelkäfer (Foto: dpa), bei denen sich die Hoffnung auf eine biologische Bekämpfung durch Vögel nicht erfüllte. Immer wieder sind es die Kontrastfärbungen schwarz-rot, schwarz-weiß und schwarz-gelb, die vor Fraß und im Fall der Wespen auch vor dem Giftstachel warnen. Nicht für alle auffällig gefärbten Tiere ist ein chemischer Schutz erwiesen, in manchen Fällen wird er nur vermutet. Es ist übrigens nicht unwahrscheinlich, dass die Kontrastfärbungen auch ohne schlechte Erfahrung schon als Warnung eine Schutzfunktion haben.
Was bemerkenswert ist: Die einen Beutetiere sind schwer zu finden, die leicht zu findenden weitgehend ungenießbar. Und trotzdem ernährt der Garten Vogelbruten, für deren Ernährung die Eltern viele Tausende Insekten oder Spinnen finden und in ihrer Eignung beurteilen müssen. Die Warnung ist bei dem Druck, unter dem sie stehen, sicher nur ein unvollkommener Schutz. Wie bei uns Menschen kann sich auch bei Tieren die Toleranz hinsichtlich der akzeptierten Geschmacksrichtungen unterscheiden, wobei es sich um artliche oder individuelle Differenzen handeln kann. Das Beispiel passt nur bedingt hierher: Ich erlebe es immer wieder, dass die Brieftauben des Nachbarn gelegentlich eine Vorliebe für eine sonst verschmähte Pflanze entwickeln; in einem Jahr (und nur in diesem) verursachten sie auf einmal ziemlich umfangreichen Blattfraß an Kartoffeln.
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