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Wo alle Hoffnung stirbt

Franco Alfanos Oper »Auferstehung« in Freiberg/Döbeln

  • Werner Wolf
  • Lesedauer: 3 Min.

Ein erregender, tief und nachhaltig bewegender Opernabend: Franco Alfanos wiederentdeckte Oper »Auferstehung« nach Lew Tolstois gleichnamigen Roman im kleinen Mittelsächsischen Theater Freiberg-Döbeln.

Cesare Hanau wählten vier Szenen aus dem umfangreichen Roman aus: die Wiederbegegnung und Verführung der Magd Katjuscha durch den jungen Fürsten Dmitri, den vergeblichen Versuch des schwangeren Mädchens, Dmitri zu sprechen, den Besuch des inzwischen schuldbewussten Dmitri in einem sibirischen Frauengefängnis und die letzte Begegnung beider in einem Zeltlager politischer Gefangener, nachdem Dmitri Katjuschas Begnadigung erreicht hat. In dieser aufwühlenden Begegnung gesteht Katjuscha Dmitri, der ihr die Heirat anbietet, zwar ihre unverminderte Liebe, weist ihn aber ab und bekennt sich zum »Politischen« Simonson.

Die im ersten Teil der Romans als bittere Anklage der zaristischen Justiz geschilderte, zur unrechtmäßigen Verurteilung der unschuldigen Katjuscha führende Gerichtsverhandlung setzen die Autoren als bekannt voraus. Verbindende Texte informieren über wesentliche Ereignisse zwischen den vier Bildern. Entscheidend für die Wirkung dieses Geschehens sind die Empfindungsstärke und Ausdruckskraft der Giacomo Puccini nahe stehenden Musik, deren melodischer und klanglicher Reichtum, deren nuancenreiche harmonische und instrumentale Farben.

Im ersten Bild sind es noch zarte Gefühle der jungen Katjuscha, die Lilia Milek rührend ausdrückt, während diese Begegnung für den in den Krieg ziehenden Dmitri (Christian S. Malchow) nur eine Affäre mit leicht sentimentalem Gesang zum Abschied ist. Schon im zweiten Bild auf einer Bahnstation raut sich das Klanggeschehen auf, Katjuschas Gesang wird erregt und traurig. Dunkle Gesänge der gefangenen Frauen, die sich, ohne kopiert zu wirken, Klängen russischer Opern und Sinfonik verwandt zeigen, prägen das Bild in einem Zimmer des Frauengefängnisses. Dmitri betritt diesen Raum mit den erschütternden Worten »Dies ist der Ort, wo alle Hoffnung stirbt!« Die verbitterte Katjuscha schlägt hier gegenüber Dmitri ironische Töne an, während er ihr nun mit starken Empfindungen begegnet.

Mit Simonsons rührend zuversichtlichem, von Guido Kunze überzeugend gestalteten Gesang von unerschütterlicher Bruderliebe kommen wieder hellere Klangfärbungen auf. Ein bewegend gesungenes Duett, in dem Simonson Dmitri bittet, die gar nicht mehr gebundene Katjuscha freizugeben, steigert die Spannung bis zur letzten, emotionsgeladenen Begegnung Katjuschas mit Dmitri.

Der Ausstatter Tilo Staudte ließ einen für alle vier Bilder verwendbaren Raum bauen, in dem Versatzstücke die jeweilige Situation andeuten. Regisseurin Judica Semler gestaltet das Bühnengeschehen und auch die verschiedenartigen Charaktere der nur episodisch auftretenden Akteure – besonders im Zimmer des Frauengefängnisses – aus der Musik heraus und schafft ohne folkloristische Zitate durchaus ein russisches Milieu.

Jan Michael Horstmann führt die Solisten, den von Peter Kubisch vorbereiteten Chor und die Mittelsächsische Philharmonie erneut zu einer geschlossenen Ensembleleistung. Erstaunlich ist immer wieder, welchen Klang- und Farbenreichtum er mit dem klein besetzen Orchester erreicht, zu welcher Klangdisziplin er es entwickelt hat. In der Eindringlichkeit und Beweglichkeit der Darstellung hat die stets mit großem Ensatz singende Lilia Milek dem sich mit Mimik und Gestik begnügenden, aber stimmlich stets präsenten Tenor Christian S. Malchow einiges voraus.

Nächste Aufführungen: 8.5. in Döbeln, 27.5. in Freiberg.

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