- Kultur
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Redford-Typ
Ulrich Wilhelm wird am 1. Februar 2011 Intendant des Bayerischen Rundfunks
Wer es darauf anlegt, vermag einen Schimmer Robert Redford in seinem Lächeln zu erkennen, und auch am Donnerstag gab es sicher Gelegenheit, es zu bewundern. Da wurde Ulrich Wilhelm in München zum Intendanten des Bayerischen Rundfunks gewählt. Der Nachfolger von Thomas Gruber, der nach zehn Jahren aus dem Amt scheidet, konnte seiner Sache sicher sein, von 47 Mitgliedern des Rundfunkrats hatten sich 27 bereits vorher auf ihn festgelegt.
Gleichwohl fällt ein Schatten auf den allgemeinen Frohsinn, der Wilhelms Wahl begleitet und der sich zu guten Stücken aus seiner unprätentiösen, freundlichen Art erklärt. Denn bei aller Sympathie, die dem 47-Jährigen zuzufliegen scheint, gibt es – zurückhaltend vorgebrachte – Kritik an der Wahl. Diese nährt sich aus dem endlos brodelnden Streit um die gegenseitige Abhängigkeit von Medien und Politik. Denn wenn Wilhelm an die Spitze der viertgrößten Landesanstalt des öffentlichen Rundfunks wechselt, tut er das direkt aus dem Bundeskanzleramt heraus.
Ulrich Wilhelm ist seit 2005 Sprecher der Bundeskanzlerin und Chef des Bundespresseamtes. Der vor einigen Wochen unter heftiger öffentlicher Anteilnahme geschasste ZDF-Intendant Nikolaus Brender zeigte sich einigermaßen erstaunt darüber, dass Wilhelm »ohne Zwischending vom Regierungssessel aus in den Intendantensessel wechseln« könne. Brender selbst war von der Politik, nämlich Hessens Regierungschef Roland Koch, zu Fall gebracht worden. Auch Wilhelm soll sein Lächeln verloren haben, als er im Umfeld der Bundestagswahl wegen eines Interviews der Kanzlerin im ZDF mit Brender aneinandergeriet
Wilhelm gilt als enger Vertrauter Angela Merkels, auch wenn die Gespräche nicht immer so ausgedehnt geführt werden können wie auf der gemeinsamen Autofahrt von Italien nach Deutschland, als eine Aschewolke den Rückflug aus den USA vorzeitig enden ließ. Bis 2003 war Wilhelm schon Sprecher des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber gewesen. Wilhelm ist sozusagen ein Mischwesen zwischen politischer Macht und der Kontrolle politischer Macht, als die sich politischer Journalismus ja definiert. Das Robert-Redford-Lächeln bietet da die angemessene Unverbindlichkeit.
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