Die Urväter des melodiösen Punk-Rocks
Bad Religion gaben zum 30-jährigen Bühnenjubiläum ein Konzert in Berlin
W er glaubt, Punk-Rock sei nur etwas für junge Menschen, irrt. Das haben die Urväter des melodiösen Punk-Rocks am Dienstagabend in Berlin bewiesen. Bad Religion feierten ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum in der ausverkauften Huxley's-Halle vor begeistertem Publikum.
Die alten Herren aus Los Angeles sind bekannt für ihren melodiösen Gesang, verbunden mit sozialkritischen Texten. Ihr provokanter Name und ihr bissiges Logo – ein durchgestrichenes Kreuz – sollten bereits bei der Bandgründung 1980 zeigen, dass Bad Religion die Werte der US-amerikanischen Gesellschaft hinterfragen. Auch 30 Jahre danach ist sich die Band um Sänger Greg Graffin treu geblieben. Klare Worte und klarer Gesang sind noch immer die Eckpfeiler der Kalifornier. Dafür belohnt werden die Punk-Rocker mit einer treuen Fangemeinschaft. Das Publikum war – anders als man es von Punk-Kozerten gewohnt ist – im Alter fortgeschritten.
Zeichen des Alters machten sich auch auf der Bühne bemerkbar. Etwas schleppend begann das Konzert. Sänger Graffin mit Halbglatze und kleinem, gegen das T-Shirt drückendem Bauch stand ohne viel körperlichen Einsatz auf der Bühne. Doch auch das schien die Fans nicht weiter zu stören, sie waren wegen der Songs gekommen und vielleicht auch, um die Vergangenheit etwas aufleben zu lassen. Mit Songs wie »I Want to Conquer the World« vom 1989 erschienenen Album »No Control« oder »21st Century (digital Boy)« vom Studio-Album »Against the Grain« (1990) gelang das allemal. Aber auch spätere Hits wie »Sorrow« (»Process of Belief, 2002) wurden lauthals mitgesungen. Auf ihr wohl bekanntestes Stück »This is just a Punk Rock Song« (»The Gray Race« von 1996) mussten die Fans bis zum Schluss warten. Den Hit sparte sich die Gruppe bis zur Zugabe.
Bad Religion blickt nicht nur auf eine lange Band-Geschichte zurück, sondern auch auf eine sehr erfolgreiche. Bereits die erste Veröffentlichung des Debütalbums »How could Hell Be Any Worse« (1982) brachte Erfolg, mit dem keiner rechnete. Um das Album produzieren zu können, borgte sich der Sänger damals Geld von seinem Vater. Die Platte verkaufte sich 10 000 Mal in weniger als einem Jahr. Zu dem Zeitpunkt waren alle Band-Mitglieder noch nicht volljährig.
Trotz wechselnder Mitglieder und Streitigkeiten innerhalb der Band brachten Bad Religion insgesamt 14 Studioalben und elf Livealben bzw. Neuauflagen heraus. Faul waren die Punks auch während ihrer diversen Trennungen nicht. Verschiedene Solo-Projekte und andere Bandformationen gehören zu Bad Religion ebenso wie das Studieren der Naturwissenschaften. Als sich 1983 die Band trennte, nutzte Graffin die Zeit nämlich für sein Studium. Anfang der Neunziger machte er dann seinen Doktor in Evolutionsbiologie.
Nach ihrer jetzigen Europatournee gehen die Musiker zurück ins Studio. Fans können sich auf ein neues Album im September oder Oktober freuen. Näheres wollten Graffin und Co nicht verraten, das Werk sei noch »top secret«, hieß es am Dienstag. Wer bis dahin nicht warten will, kann sich an dem Jubiläums-Album erfreuen »30 Years Live« können sich Fans umsonst im Internet herunterladen.
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