Bildung: Migranten sind Schlusslicht

Studie: 15 Prozent ohne Schulabschluss

Laut Paritätischem Gesamtverband benachteiligt das deutsche Bildungssystem Migrantenkinder. Sie machen deutlich seltener Abitur und beenden die Schule häufiger ohne Abschluss als ihre deutschen Altersgenossen.

Kinder aus Einwandererfamilien sind die größten Verlierer des Bildungssystems in Deutschland. Das ergab eine Studie des Paritätischen Gesamtverbandes zur schulischen Situation von Schülerinnen und Schülern mit familiärem Migrationshintergrund. Demnach haben von 2005 bis 2008 13 100 jugendliche Migranten (15 Prozent) ohne Abschluss die Schule verlassen; mehr als doppel so viele wie Deutsche. Das Verhältnis hat sich in den vergangenen zehn Jahren nicht verändert, obwohl der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss seit 1998 von neun auf sieben Prozent zurückgegangen ist.

Der Anteil der Jugendlichen, die die Schule mit dem Abitur oder der Fachhochschulreife abschließen, ist in den vergangenen zehn Jahren gestiegen. 32 Prozent der Deutschen verlassen mit diesem Abschluss die Schule; dagegen sind es bei den Migrantenkindern etwa 12 Prozent. Der Anteil liegt bei den deutschen Schulabgängern also dreimal so hoch wie bei den ausländischen.

Nationale Unterschiede

Laut der Studie sind Unterschiede zwischen den Nationalitäten zu berücksichtigen. So erlangen Jugendliche aus den Staaten der Europäischen Union, den Vereinigten Staaten und Ostasien häufiger die Hochschulreife als deutsche Jugendliche. Ausländische Jugendliche aus anderen Staaten erreichen dieses Niveau deutlich seltener. »Als zentrale Ursachen für diese Unterschiede sind vor allem der jeweilige Bildungsabschluss, die berufliche Stellung und das Einkommen der Eltern anzusehen«, ist in der Studie zu lesen.

An den Universitäten sind Migranten, die ihr Abitur in Deutschland gemacht haben, kaum präsent. Der Anteil dieser »Bildungsinländer« wird für die vergangenen zehn Jahren mit 2,9 Prozent angegeben. 2006 haben 2,2 Prozent von ihnen eine Abschlussprüfung an einer deutschen Universität bestanden. Im Wintersemester 2008/2009 waren an deutschen Hochschulen knapp 240 000 Studierende mit ausländischer Herkunft immatrikuliert. Nur 58 9000 davon waren »Bildungsinländer«.

Doppelte Benachteiligung

Barbara John, Vorstandsmitglied des Paritätischen Gesamtverbandes und ehemalige Ausländerbeauftragte in Berlin, hält die Ergebnisse für »alarmierend«. »Wer aus schwierigen sozialen Verhältnissen kommt, ist an unseren Schulen schwer benachteiligt, wer dazu noch einen Migrationshintergrund mitbringt, ist es doppelt«, so ihr Fazit. Und Sevim Dagdelen, migrationspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, meint: »Das Recht auf Bildung ist nicht nur ein eigenständiges Menschenrecht, es schafft auch die Grundlage zur Wahrnehmung anderer Menschenrechte. Und genau dieses Recht wird Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund beschnitten.«

Die vorliegende Studie ist Teil der Bildungsinitiative »AB In die Zukunft« des Forum der Migrantinnen und Migranten im Paritätischen Gesamtverband. In diesem Bündnis haben sich vor rund drei Jahren etwa 100 Migrantenorganisationen zusammengeschlossen.

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