Bildungsrauschen
Wann streichen wir diese Regierung?
»Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm!«, sagte Brecht und behielt Recht. Dass Ausgrenzung durch Bildung nicht aufgehoben wird, zeigen Kommentare auf meta.tagesschau.de vom 8. Juni 2010 zum Artikel »Kritik an 80-Milliarden-Streichliste« .
Tsc444 postete: »Frau von der Leyen sollte sich vielleicht einmal ausrechnen, was Babynahrung, Wäsche, Windeln etc. im Monat kosten, und uns dann erklären, wie wir das von etwas über 200 Euro im Monat bezahlen sollen. Da das Kindergeld bereits angerechnet wird, sind die 300 Euro Elterngeld, die zur Zeit noch anrechnungsfrei sind, lebensnotwendig. Es ist eine Beleidigung, einer hilfsbedürftigen Familie mit neugeborenem Kind an den Kopf zu werfen, dass diesem später ein gut finanziertes Bildungssystem zur Verfügung stehen wird.« nachgeschaut ergänzt: »Es gab doch kürzlich ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zu den Hartz-IV-Leistungen (...) hier gibt es eine nicht gesetzeskonforme Konfrontation mit den Streichungen im Sozialbereich, insbesondere was die Leistungen für Kinder betrifft.« holgercp meint: »Wer hier nicht Partei für die sozial Schwächeren ergreift, derjenige hat nicht die Bedeutung des Sozialstaates und seine geschichtlichen Wurzeln verstanden. Er hat auch nicht verstanden, dass der Sozialstaat nicht ein Geschenk ist sondern die verfassungsgegebene Konsequenz aus freier Marktwirtschaft. Mir fällt dazu auch der Begriff Sozialdarwinismus ein. (...) Die Investitionen kommen allen zu Gute, damit bezahlen die Arbeitslosen die Verbesserung des Schulsystems, auch für Kinder reicher Eltern. Die Eltern können ihre Kinder nicht mehr individuell fördern. Mit 100 Euro im Jahr kann man kein Schulmaterial finanzieren. Keine zusätzlichen Bücher, keine zusätzlichen Lernmittel, nichts. Ohne Schulerfolg gibt es keinen Aufstieg. Eine 2-Klassen-Gesellschaft haben wir lange schon. Jetzt werden die Grenzen zwischen den Klassen geschlossen.«
Einen anderen Aspekt erwähnt Energy Autonomy: »Wir müssen unsere Kinder, Enkel vor ›verbrannten Finanzhaushalten‹ bewahren. Genauso dürfen wir Ihnen aber auch keine zerstörten gesellschaftlichen Strukturen hinterlassen. Viele Investitionskriterien sind einfach nicht mehr zeitgemäß: Warum wird z. B. in einer demografisch rückschreitenden Region auf den Ausbau überdimensionierter Straßenprojekte, sinnloser Parkplatzasphaltierungen gesetzt? Gleichzeitig werden aber Ausgaben für die Bildung unserer Kinder gekürzt, da diese nach Maßstäben der Technokraten dem Verwaltungshaushalt zuzuordnen wären: Mein Gott! Sinnvolle Ausgaben für die Bildung unserer Kinder sind erstrangige Investitionen in die Zukunft. Nachsatz: Wer denkt, bei Bildung werde ja nicht gespart, der schaue sich bitte die parallel laufende Praxis in Ländern und den klammen Kommunen an!« Schwarzbrot: »Und wann streichen wir diese Regierung?« Lena Tietgen
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