Lizenz zur Bereicherung
Französischer Staat vergibt Konzessionen für Wettspiele im Internet
Das staatliche Monopol auf jede Art von Wettspielen, das im Jahr 1539 durch König François I. eingeführt worden war, ist Geschichte. Zugelassen sind bei privaten Anbietern zunächst Wetten auf Pferderennen sowie auf mehr als ein Dutzend Sportarten wie Fußball, Rugby, Tennis, Golf und Radrennen. Ende des Monats kommen noch Lizenzen für Poker hinzu. Über die Auswahl der Betreiber entschied eine Agentur, die künftig diesen Markt überwachen soll.
Man schätzt, dass sich bis zu drei Millionen Franzosen regelmäßig an illegalen Spielen im Internet beteiligen, deren Anbieter im Ausland beheimatet sind; an den Staat werden keine Steuern abgeführt. Die Regierung hofft, dass die Möglichkeit, legal im Internet zu wetten, den illegalen Markt »austrocknen« wird. Bisher gab es nur zwei legale Wettspielunternehmen in Frankreich – die zu 70 Prozent staatseigene Lotto-Gesellschaft Française des Jeux (FDJ) und die Genossenschaft der Pferderennbahnen und Rennställe (PMU), die zu ihren Rennen entsprechende Wetten organisiert. Der Umsatz von FDJ betrug im vergangenen Jahr 9,99 Milliarden Euro und der von PMU 9,3 Milliarden Euro. Dabei machten Sportwetten für FDJ nur 783 Millionen Euro aus, davon 43 Millionen im Internet.
Die EU-Kommission fordert die Abschaffung des staatlichen Wettspielmonopols und eine »Liberalisierung« des Marktes, hat aber keine Termine vorgegeben. Und der Europäische Gerichtshof hat erst kürzlich das staatliche Wettmonopol in den Niederlanden für rechtens erklärt. Die Hast, mit der in Frankreich das Gesetz ausgearbeitet, durchs Parlament gebracht wurde und jetzt umgesetzt wird, lässt daher den Schluss zu, dass Präsident Nicolas Sarkozy daran ein persönliches Interesse hatte. Die Erklärung findet sich in der Liste der elf Unternehmer, an die die neuen Lizenzen vergeben wurden. Sie reicht vom Sohn des Abgeordneten Patrick Balkay über die Konzernchefs Vicent Bolloré, Serge Dassault und Martin Bouygues bis zum Fernsehproduzenten Stéphane Courbis, die alle zum engsten Freundeskreis Sarkozys zählen.
Hier ist leicht Geld zu verdienen – auf Kosten der vielen Franzosen, die auf einen Glücksspielgewinn hoffen und von denen nur zu viele »spielsüchtig« werden sowie sich vollends ruinieren. Im vergangenen Jahr haben 30 Millionen Franzosen an legalen Lotto- und Wettspielen teilgenommen und dafür 21,6 Milliarden Euro ausgegeben. Davon wanderten fünf Milliarden Euro als Steuern in die Kassen des Staates. Für die neuen Spiele im Internet rechnet man schon 2011 mit drei Millionen Spielern und einem Umsatz von zwei Milliarden Euro.
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