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Der Superstar ist Maradona
Argentiniens 84-Tore-Sturm geht beim 1:0-Auftaktsieg gegen Nigeria leer aus
Beim letzten WM-Triumph Argentiniens war er noch nicht einmal geboren: Lionel Messi. Der Held von 1986 ist nun Trainer: Diego Maradona. Vor allem auf dieses Duo bauen die fußballbegeisterten Argentinier ihre Titelträume. Ein echter Fingerzeig konnte die Auftaktpartie gegen Nigeria im Stadion Ellis Park inmitten vom Zentrum Johannesburgs nicht sein. Auftaktspiele sind vor allem dazu da, auf keinen Fall verloren zu werden. Und so zeigte sich Diego Maradona, dessen Name bei der Mannschaftsvorstellung noch enthusiastischer gefeiert wurde als die Lieblinge Javier Mascherano, Carlos Tevez und Lionel Messi, höchst zufrieden mit dem knappen 1:0-Sieg gegen Nigeria.
Maradona rief in der Pressekonferenz seine persönlichen Erfahrungen mit Eröffnungsspielen in Erinnerung, sowohl 1982 als auch 1990 war Argentinien als amtierender Weltmeister mit Maradona auf dem Platz gegen Belgien und Kamerun als 0:1-Verlierer vom Platz gegangen. Dieses Mal reichte es zu einem knappen Sieg, der freilich erheblich höher ausgefallen wäre, wenn nicht der zum Spieler des Spiels gewählte nigerianische Torwart Vincent Enyeama ein gutes halbes Dutzend Großchancen vereitelt hätte. Gott sei Dank hätte sich das Gesetz des Fußballs, dass sich vergebene Chancen rächen, diesmal nicht bewahrheitet, zeigte sich Maradona erleichtert.
Nach dem Abpfiff herzte Maradona jeden greifbaren Spieler, den wehrlosen Lionel Messi stemmte er gar kurz in die Höhe. Schließlich hatte der Weltfußballer des Jahres zuvor auf dem Platz all jene Lügen gestraft, die ihn vor dem Turnier als ausgelaugt und inkompatibel mit der argentinischen Mannschaft bezeichnet hatten. Auch ohne seine genialen Zuarbeiter Xavi und Iniesta vom FC Barcelona setzte er einen Nadelstich nach dem anderen in die nigerianische Abwehr — entweder durch seine bisher im Nationaltrikot oft vermissten Sololäufe oder Pässe in die Nahtstellen der Viererkette.
Allein beim Abschluss fehlte ihm die Präzision, die ihn mit 47 Toren zu Europas Rekordtorschützen der Saison gemacht hatte. Messi hatte dafür eine Erklärung: »Wir mussten der Nervosität des Auftakts Tribut zollen. Nun, da wir diesen Rucksack mit Erfolg geschultert haben, wird es besser werden.« Keiner der drei Stürmer, Messi, Tevez und Higuain, traf – dabei brachten sie es in ihren Ligen auf 84 Tore in der vergangenen Saison. Das Tor erzielte Verteidiger Gabriel Heinze, der nach Ansicht mancher argentinischer Journalisten nur spielt, weil sein Bruder Sebastián Maradona vermarktet.
Die Kritik an Heinze und Maradona dürfte fürs Erste verstummen, eben weil Messi Maradonas Vorgabe umgesetzt hat und vor Spiellaune sprühte. »Wenn er sich nicht amüsiert, dann amüsieren wir uns alle nicht«, hatte Maradona schon vor dem Turnier als Erfolgsformel ausgegeben, um nach dem ersten Spiel zu konstatieren: »Der Fußball wäre nicht hübsch anzusehen, wenn Messi nicht am Ball ist. Er hat wieder unglaubliche Dinge gemacht.« Freilich ließen die Nigerianer Messi auch mehr Spielraum als vermutet. Sie wollten das Spektakel nicht mit Gewalt zerstören und konzentrieren sich nun auf das Spiel gegen Griechenland. Maradona hat gegen Griechenland 1994 sein letztes WM-Tor geschossen. Danach kam die positive Dopingprobe, die seine Nationalmannschaftskarriere beendete. 2010 will er positive Schlagzeilen schreiben.
Argentinien: Romero - Gutierrez, Demichelis, Samuel, Heinze - Veron (74. Rodriguez), Mascherano, Di Maria (85. Burdisso) - Messi - Tevez, Higuain (79. Milito).
Nigeria: Enyeama - Odiah, Yobo, Shittu, Taiwo (74. Uche) - Kaita, Haruna, Etuhu, Obasi (60. Odemwingie) - Yakubu, Obinna (52. Martins).
Tor: 1:0 Heinze (6.).
Schiedsrichter: Stark (Ergolding).
Zuschauer: 55 686 (ausverkauft).
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