»Zelten kann er nicht«

Der frühere Augsburger Bischof Mixa bezog wieder seine Wohnung im Palais gegenüber dem Dom

  • Lesedauer: 2 Min.
Walter Mixa sorgt wieder für Aufsehen: Ungeachtet seines Rücktritts als Augsburger Bischof wohnt er wieder im Bischofspalais.

Augsburg (dpa/ND). Der ehemalige Augsburger Bischof Walter Mixa hat in seinem Bistum neuen Wirbel ausgelöst. Der 69-Jährige bezog am Samstagabend wieder seine Wohnung im Augsburger Bischofspalais. Bistumssprecherin Kathi Marie Ulrich bestätigte einen entsprechenden Bericht der »Augsburger Allgemeine«.

Mixas Augsburger Rechtsanwalt sagte dem Blatt, wie lange Mixa bleiben werde, sei dessen eigene Entscheidung: »Er wohnt nach wie vor hier, zelten kann er nicht.« Bei Mixas Rückkehr in das Bischofspalais gegenüber dem Augsburger Dom handele es sich um eine Übergangslösung, betonte Kirchensprecherin Ulrich. »Wo er seinen zukünftigen Wohnsitz nehmen wird, wird zeitnah geklärt.«

In Augsburger Kirchenkreisen wurde Mixas Rückkehr als Akt der Anmaßung empfunden, wie ein hochrangiger Bistumsvertreter der Zeitung sagte. Als emeritierter Bischof habe Mixa kein Hausrecht mehr und müsse sich die Erlaubnis des Diözesanadministrators Weihbischof Josef Grünwald einholen. Es sei unklar, ob dies bereits erfolgt sei. Die Reformbewegung »Wir sind Kirche« äußerte Unverständnis über Mixas Rückkehr in das Bischofspalais. Damit lasse Mixa erneut Fingerspitzengefühl vermissen, sagte Sprecher Christian Weisner.   

Mixa hatte am 21. April nach Prügel- und Untreuevorwürfen bei Papst Benedikt XVI. um seine Amtsentpflichtung gebeten, die offiziell am 8. Mai angenommen wurde. Vorermittlungen zu Missbrauchsvorwürfen hat die Staatsanwaltschaft eingestellt, die Prügelvorwürfe aus seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen bestehen weiter. Das Bistum wies Berichte zurück, Mixa sei das Opfer einer kircheninternen Intrige geworden und äußerte sich erstmals zu den näheren Umständen des Rücktritts. Weihbischof Anton Losinger berichtete in der »Augsburger Allgemeinen« erstmals über den Ablauf des Rücktritts: Die Mitglieder der Bistumsleitung hätten Mixa am 21. April mit dem massiven Vertrauensverlust in der Diözese konfrontiert, mit dem enormen Anstieg der Kirchenaustritte und damit, dass selbst standfeste Stadtpfarrer in ihren Sonntagspredigten Mixa Lügen vorgeworfen hatten. Der Bischof habe daraufhin gesagt: »Wenn das so ist, müsste ich ja zurücktreten«, zitierte Losinger den Bischof. »Und niemand hat ihm davon abgeraten.«

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -