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Guter Mann mit Heilkraft
Man mag es kaum glauben, dass es mit der Tageslänge schon wieder bergab geht. Auch wenn Hängemattenwetter bislang recht rar war, der Sommer kann's noch ausbügeln, was der Frühling verschlampert hat. Dafür ersparte dieser uns das Schleppen vieler Gießkännchen. So hat alles seine zwei Seiten, und Hobbygärtner machen immer das Beste draus. Dazu gehört, den feuchten Boden zu lockern, damit er nicht verdichtet und länger die Feuchtigkeit speichert. Den Pflanzen gefällt es, sie werden kräftiger, dagegen findet manch unfreundliches, weil gefräßiges Getier das gar nicht gut.
Winzlinge, wie die Erdflöhe, breiten sich gern auf trockenen festen Böden aus und machen sich besonders im Kohl- und Radieschenbeet unbeliebt. Wenn sie Jungpflanzen und erst recht Sämlingen die zarten Blätter durchlöchern, rauben sie ihnen die Kraft zum Wachsen. Da Flöhe Feuchtigkeit scheußlich finden und erst recht den Geruch von Holunder und Wermut, kann man sie vergrämen mit entsprechender Jauche und mit Mulchen (letzteres eignet sich allerdings nicht, wenn zu viele Schnecken durchs Gelände schleichen). Das Bestäuben taufeuchter Pflanzen mit Steinmehl und Algenkalk oder einfach mit Roggenmehl soll ihnen den Appetit ebenso verderben wie starke Rainfarnbrühe, zweimal pro Woche über gefährdete Pflanzen gesprüht.
Einer, der sich weder vor Flöhen noch vor Schnecken fürchten muss, ist der gute Mann, sprich Gundermann, Gundelrebe oder ganz einfach Glechoma hederacea. (Foto: B. Müller) Schon die alten Germanen konnten ihn gut leiden und erkoren ihn zum guten Hausgeist. Seine Wirkstoffe, besonders die antibiotischen, sollen unsere Ahnen schon als wundheilendes Mittel genutzt haben. In der heutigen Naturmedizin wird eine Teekur gegen Akne und bei bakteriellen Infekten empfohlen; äußerlich hilft Gundermann gegen entzündete Wunden, gegen juckende Insektenstiche. Außerdem kann er Salaten und Soßen eine pikant-herbe Note geben, und seine zarten Blüten schmücken Pudding, Kuchen oder Eis. Und dass er sich gut als monatelang blühender Bodendecker selbst auf kargen Böden macht, gehört ebenso zu seinen Stärken. Allerdings hat der gute Mann einen nicht zu unterschätzenden Ausbreitungsdrang ...
Tomatenpflanzen brauchen übrigens auch immer einen einschränkenden Griff; zu viele Blätter machen den sonnenhungrigen Früchten zu viel Schatten. Gut ist es, die Seitentriebe zu entfernen, wenn sie noch ganz klein sind. So heilt die Wunde schneller, und Keime können kaum in die Pflanze eindringen. Die entfernten Triebe geben der beraubten Pflanze als Mulch zusätzlich Kraft. Wenn ein Seitenspross übersehen und schon etwas größer ist, kann man ihn, bei Bedarf oder wenn er von einer besonders schmackhaften Sorte ist, in die Erde stecken. Ist er mit den Bedingungen zufrieden, wächst er und trägt auch Früchte. So lässt sich die Erntezeit manchmal unkompliziert verlängern.
Brigitte Müller, Hobbygärtnerin und Umweltautorin
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