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Zeit des Leidens

Eine »Zeit des Leidens« sei angebrochen, meinte Frankreichs Fußball-Kapitän Patrice Evra bei der vorzeitigen Ankunft seiner Equipe am Donnerstag in Paris. Dabei hatte er sicher nicht seinen Staatschef im Auge. Was Nicolas Sarkozy derzeit auch tut, es geht schief. Seit Monaten steckt der Präsident im Umfragetief fest, sein einstiger innerparteilicher Rivale de Villepin fordert ihn offen mit einer gaullistischen Neugründung heraus, die Gerüchte über eine Ehekrise im Elysée halten sich hartnäckig. Selbst die präsidiale Kopfwäsche, zu der Sarkozy am Donnerstag Superstürmer Henry nach dem schmählichen Ausscheiden der »Bleus« bereits in der Vorrunde der Fußball-WM einbestellte, endete im Fiasko: Statt Sarkozy als Macher ins mediale Licht zu rücken, hatte Frankreichs Presse das Treffen als Ablenkungsmanöver von den seit Jahren größten Protesten gegen die Rentenreform ausgemacht und angeprangert.

Dabei hätte Sarkozy ahnen können, dass auch der Versuch, sich zum Retter der (Fußball-)Nation aufzuspielen, scheitern musste. Denn ein Großteil der Franzosen sieht beim Präsidenten wie bei Henry, Evra & Co. ähnliche Eigenschaften: Überheblichkeit, Selbstüberschätzung, fehlendes Interesse für das Ganze. Die Aufregung über das Fußball-Fiasko wird sich legen, der Ärger über Sarkozys Rentenpolitik nicht.

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