Zeit des Leidens

Eine »Zeit des Leidens« sei angebrochen, meinte Frankreichs Fußball-Kapitän Patrice Evra bei der vorzeitigen Ankunft seiner Equipe am Donnerstag in Paris. Dabei hatte er sicher nicht seinen Staatschef im Auge. Was Nicolas Sarkozy derzeit auch tut, es geht schief. Seit Monaten steckt der Präsident im Umfragetief fest, sein einstiger innerparteilicher Rivale de Villepin fordert ihn offen mit einer gaullistischen Neugründung heraus, die Gerüchte über eine Ehekrise im Elysée halten sich hartnäckig. Selbst die präsidiale Kopfwäsche, zu der Sarkozy am Donnerstag Superstürmer Henry nach dem schmählichen Ausscheiden der »Bleus« bereits in der Vorrunde der Fußball-WM einbestellte, endete im Fiasko: Statt Sarkozy als Macher ins mediale Licht zu rücken, hatte Frankreichs Presse das Treffen als Ablenkungsmanöver von den seit Jahren größten Protesten gegen die Rentenreform ausgemacht und angeprangert.

Dabei hätte Sarkozy ahnen können, dass auch der Versuch, sich zum Retter der (Fußball-)Nation aufzuspielen, scheitern musste. Denn ein Großteil der Franzosen sieht beim Präsidenten wie bei Henry, Evra & Co. ähnliche Eigenschaften: Überheblichkeit, Selbstüberschätzung, fehlendes Interesse für das Ganze. Die Aufregung über das Fußball-Fiasko wird sich legen, der Ärger über Sarkozys Rentenpolitik nicht.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.