Nachehelicher Unterhalt: »Neues Paar« in getrennten Wohnungen?
Urteil
1995 hatte sich die Ehefrau von ihrem Mann getrennt und lebte von da an mit ihrem neuen Lebensgefährten zusammen. Im Scheidungsverfahren verwies der Ehemann auf die »verfestigte neue Lebensgemeinschaft«: Damit habe seine Frau jeden Anspruch auf nachehelichen Unterhalt verwirkt. Eine angebliche zweite Wohnung des Pärchens werde nur zum Schein unterhalten, um zu vertuschen, wie eng die Beziehung in Wirklichkeit sei. Um diesen Vorwurf zu widerlegen, zog die Frau in eine eigene Wohnung und der Streit um Unterhalt ging schier endlos weiter. Fast endlos, genau genommen: Denn das Oberlandesgericht (OLG) Zweibrücken ersparte dem Ehemann jetzt die Unterhaltszahlungen (Az: 2 UF 140/09). Trotz der getrennten Wohnungen müsse man hier davon ausgehen, dass die Ehefrau in einer »verfestigten neuen Lebensgemeinschaft« lebe, so das OLG. Die Partner verbrächten fast alle Wochenenden, die Feiertage und Urlaube miteinander. Familienfeste würden gemeinsam besucht. Dass das Paar zwei Wohnungen angemietet habe, ändere daran nichts. Denn die offizielle Trennung beruhe nicht auf dem freiwilligen Entschluss, statt einer intimen Beziehung eine distanzierte Fernbeziehung zu führen. Vielmehr habe die Frau damit nur auf einen Beschluss des Amtsgerichts reagiert: Das habe damals der Frau den nachehelichen Unterhalt gestrichen, weil die neuen Lebensgefährten nur scheinbar getrennt lebten. Nur um weiterhin Geld vom Ex-Mann zu bekommen, sei die Ehefrau in eine eigene Wohnung gezogen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.