Bildungsrauschen

Alles unter Kontrolle?

  • Lesedauer: 3 Min.

Am 24. Juni 2010 erhitzte eine dpa-Meldung die Gemüter. Gegenstand war das seit 2008 laufende Experiment »Lieber schlau als blau«. Hierbei trinken Jugendliche an Brandenburgs Schulen unter Kontrolle bis zu drei Stunden Alkohol im Umfang von 0,8 Liter Wein oder 1,33 Liter Bier pro Person. Ihr Verhalten wird aufgezeichnet und später mit ihnen reflektiert. Auf diese Weise sollen sie den Umgang mit Alkohol lernen. Auf portal.gmx.net/de/themen/beruf/bildung/10671348-Trinkexperimente-an-Brandenburgs-Schulen.htm entfachte diese Meldung eine hitzige Debatte.

mulo: »ja, sehr gefährlich, dieser Alkohol, super Idee (...) vielleicht könnte man das Thema Selbstversuch auch auf andere brisante Themen wie Drogen, Aids, sexueller Missbrauch oder herabfallende Äste erweitern.« Dijana80: »Super-Konzept – klassischer Fall von ›eben auf dem Papier hat's noch Sinn gemacht‹, wa?. Und auch noch nach 14-16jährigen zu suchen, die für ›wissenschaftliche Zwecke‹ Alkohol konsumieren – das grenzt ja schon an Missbrauch, moralisch jedenfalls. Da sollte man doch auch mal versuchen, die Perspektive der Jugendlichen zu sehen: Die, die am stärksten gefährdet sind und am ehesten zum Alkoholkonsum neigen, machen sich doch da nur ne Gaudi draus, oder? Erreicht man die mit sowas wirklich ernsthaft? Und für alle anderen, grenzt das ja fast an Nötigung! Und wie sieht denn da das analoge Konzept für ein Experiment aus, dass den Jugendlichen praktisch demonstrieren soll, dass Gewalt und Gewaltverherrlichung falsch sind?«

Eine andere Meinung vertritt Saschisch1: »Mal im ernst, ich halte die Idee für sehr gut! Umgang mit Alkohol muss erlernt werden (...). Mal abseits davon, halte ich Alkohol in wenigen Mengen sogar für fördernd im Unterricht: Zu meinem Englisch-Abitur haben wir im Voraus gekippt (jeder 1-2 Bierchen) und ich habe glatte 15 Punkte bekommen, da man bisschen entstresster an die Sache geht.« awerolawal: »Finde ich eigentlich ganz gut, aber die Sache hat doch einen Haken: die Schüler, die bereits betroffen sind, lassen sich von einem Glas Bier nicht beeindrucken, diejenigen, die noch keine Erfahrung haben, werden auf diese Art und Weise an den Alkohol gebracht und machen erste Trinkerfahrungen. Drogenmissbrauch liegt immer in der Entwicklung des jeweiligen Users begründet und da muss angesetzt werden. Man sollte das Geld lieber für ausgefeilte und ausreichend vorhandene Schulsozialarbeit einsetzen, Jugendeinrichtungen stärken (...) Gewalt und sexueller Missbrauch, Verwahrlosung, lieblose Erziehung und ähnliche Themen sollten bei der Drogenprävention im Vordergrund stehen.«

endgegner kann dieser Position nichts abgewinnen: »Jo, kenn' dein Limit! Denn was nützt der Alk-Industrie schon ein totgesoffener Jugendlicher. Die Pegelsäufer machen den Umsatz, gel.«

Lena Tietgen

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