Audianer

Matthias Müller / Der Diplom-Informatiker wird neuer Porsche-Chef

Dass ein Mann mit dem Allerweltsnamen Müller ab Oktober die elitäre Sportwagenschmiede Porsche leitet, dürfte noch die geringste Sorge der Mitarbeiter in Stuttgart-Zuffenhausen sein. Am Fließband, in den Verwaltungstrakten und unter den einflussreichen Ingenieuren fragt man sich vor allem, was wird, wenn Porsche mit dem neuen Chef als zehnte Marke in den VW-Konzern integriert wird. Damit macht die VW-Führung nach gut einjähriger Schonfrist nach dem turbulenten Übernahmekampf nun Ernst. Das Porsche-Eigengewächs Michael Macht wird nach Wolfsburg delegiert, und der bisherige Chefstratege des Konzerns, Matthias Müller, wird Porsche-Chef. Für Misstrauen sorgt, dass dieser ausgerechnet ein »Audianer« ist. Mit der ebenfalls auf protzige und schnelle Spritschlucker setzenden Marke hat Porsche viele Überschneidungen.

Müller machte bei Audi erst eine Lehre als Werkzeugmacher, um nach dem Informatikstudium 1978 in Ingolstadt richtig loszulegen. Schon ab 1984 war er in wechselnden Führungspositionen tätig. Als der vorherige Audi-Chef Martin Winterkorn 2007 die Konzernführung bei VW übernahm, nahm er seinen Vertrauten mit nach Wolfsburg. Als Chefstratege für das Produktmanagement sämtlicher Marken kennt Müller die Anforderungen an die nicht einfach werdende Integration Porsches. Der Konzern, der alles vom Kleinwagen bis hin zum Lkw herstellt, setzt stärker auf ein Baukastensystem mit der Nutzung gemeinsamer Teile und Plattformen. Eine Frage ist dabei, ob die künftigen Porsche-Modelle zu verkappten Audi oder VW degradiert werden. Dies wäre nicht nur schmerzhaft für die bei Porsche gepflegte Eitelkeit, sondern könnte auch Arbeitsplätze kosten. Der mächtige Betriebsratschef Uwe Hück schrieb Müller schon mal ins Stammbuch, Porsches Eigenständigkeit solle in jeder Hinsicht erhalten bleiben.

Der gebürtige Chemnitzer, der als durchsetzungsfähig und auch als kollegial gilt, bringt die charakterlichen Voraussetzungen für den neuen Job mit. Den Rückhalt in Wolfsburg hat Müller ohnehin, den bei Porsche könnte er so gewinnen. Zumindest den gewünschten Ton stimmt er schon an: »Ich komme nicht nach Zuffenhausen, um hier die Interessen von Volkswagen durchzusetzen.«

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