Spartarife in der Krise
Die Gewerkschaft hatte daher vor allem auf die Sicherung von Arbeitsplätzen gesetzt und war zum ersten Mal seit vielen Jahren ohne konkrete Lohnforderung in die Tarifrunde gegangen. Die IG Bergbau, Chemie, Energie, zog nach. Statt Lohnerhöhungen ging es auch dort in diesem Jahr vor allem um die Sicherung von Jobs und Ausbildungsplätzen.
Nullrunde um Nullrunde folgte: In der Krise ist es für die Gewerkschaften sehr viel schwieriger geworden, Lohnsteigerungen dauerhaft durchzusetzen. Im Grunde trifft genau das ein, wovor DGB und Co. zu Beginn der wirtschaftlichen Talfahrt so eindringlich gewarnt hatten: Dass die Krise auf die Rücken der Beschäftigten abgewälzt wird.
Man argumentierte antizyklisch. Genau jetzt müssten spürbare Reallohnsteigerungen durchgesetzt werden, so die Forderung, damit der Binnenmarkt angekurbelt wird. Die starke Exportorientierung der deutschen Wirtschaft wirke sich besonders in Krisensituationen verheerend auf die Beschäftigten aus.
Das Gegenteil ist eingetroffen. Weniger statt mehr Geld und von staatlicher Seite dazu nun noch eisernes Spardiktat statt Konjunkturprogramm.
Die Sicherung von Arbeitsplätzen und die Forderung nach kräftigen Reallohnsteigerungen schließen sich nicht aus. Im Gegenteil wäre eine Kombination aus beidem für die Beschäftigten derzeit das Sinnvollste und muss daher weiter gewerkschaftliche Zielmarke sein.
Realistisch lässt sich dies offenbar aber nicht durchsetzen. Was also tun? Die Frage nach der Offensive bleibt, besonders auch dann, wenn überall schon wieder von Aufschwung geredet wird und die Arbeitgeber sich gleichzeitig noch immer auf die Krise berufen, um Lohnforderungen abzuwenden. Und es geht auch weiter und gerade jetzt darum, den Protest gegen die unfaire Verteilung der Krisenlasten zu organisieren.
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