Massaker an Moschee im Südosten Irans
Mindestens 27 Tote bei Selbstmordattentaten
Teheran (dpa/ND). Die Todesopferzahl stieg am Freitag auf mindestens 27. Zudem berichtete der zuständige Provinzgouverneur Ali-Mohammed Azad von 167 Verletzten. Zum Anschlag nahe einer Moschee in der Provinzhauptstadt Sahedan am Donnerstagabend bekannte sich die Gruppe Dschundallah (Gottessoldaten). Ihr Anführer Abdulmalik Rigi war im Juni hingerichtet worden. Der Doppelanschlag sei die Vergeltung, erklärte die Gruppe, die auch das Drogengeschäft im Grenzgebiet zu Afghanistan und Pakistan kontrolliert.
Nach ersten Erkenntnissen zündete am Donnerstag ein als Frau verkleideter Selbstmordattentäter seinen Sprengstoffgürtel an einem Kontrollpunkt der Revolutionären Garden in unmittelbarer Nähe zu einer Moschee in Sahedan. Als sich Helfer und schiitische Pilger um die Opfer kümmern wollten, explodierte der Gürtel eines zweiten Selbstmordattentäters in der Menschenmenge. Bei den Anschlägen wurden auch sechs Mitglieder der in der Nähe der Moschee stationierten Revolutionsgarden getötet.
Ein führender Offizier, General Yadollah Javani, beschuldigte die USA und Israel, hinter den Anschlägen zu stecken. Die USA hatten stets bestritten, die »Gottessoldaten« zu unterstützen.
Die Regierung in Teheran hatte behauptet, Anführer Rigi habe vor seiner Hinrichtung gestanden, direkte Kontakte zu den USA unterhalten zu haben. Die Gruppe solle Zwietracht zwischen der schiitischen Bevölkerungsmehrheit und der sunnitischen Minderheit in Iran säen. Die radikale Sunniten-Gruppe Dschundallah hatte sich auch zu einem Anschlag auf die Revolutionsgarden bekannt, bei dem im vergangenen Oktober mehr als 40 Menschen starben.
Die Provinz Sistan-Belutschistan gilt als eine wichtigsten Drogenrouten nach Europa und als besonders unsicher. Im Mai 2009 waren bei einem Anschlag auf eine Moschee in Sahedan 25 Gläubige getötet und 80 verletzt worden.
Die Europäische Union nannte die Selbstmordanschläge »feige Attentate«. Auch die USA verurteilten das Blutbad.
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