Obama schickt seinen Botschafter
USA-Präsidenten lehnten die Einladung nach Hiroshima bisher stets ab
Die Einladung des Bürgermeisters von Hiroshima, an der Gedenkfeier für die Opfer am 6. August teilzunehmen, nahm Präsident Barack Obama nicht an. Der Grund: Der Druck der rechten Republikaner und mancher Leute aus den eigenen Reihen, vor allem aber aus dem Pentagon, war zu stark. Obama hätte sich innenpolitisch einiges verscherzt. Stattdessen wurde in Washington entschieden, John Roos, den USA-Botschafter in Tokio, nach Hiroshima zu entsenden. Als erster offizieller Vertreter der USA-Regierung überhaupt wird er am »Hiroshima Peace Memorial« einen Kranz niederlegen. Ob sich Roos, ein kalifornischer Rechtsanwalt, wichtiger Wahlkampfhelfer Obamas und seit einem Jahr im Amt, näher äußern wird, darüber schwieg sich das Außenministerium bisher allerdings aus.
Die erstmalige Teilnahme eines USA-Offiziellen an der Veranstaltung in Hiroshima hat einen hohen Symbolwert. Gleichzeitig spiegeln sich darin aus USA-Sicht aber auch innen- und außenpolitisch-diplomatische Interessen wieder.
Tatsächlich hatten die Stadt Hiroshima und mit ihr die Tokioter Regierungen seit 1998 Obamas Vorgänger William Clinton und George Bush Junior sowie deren jeweilige Botschafter in Japan zur Teilnahme eingeladen – aber ohne Erfolg. Seit Jahrzehnten herrscht in den USA die vom Pentagon stets wiederholte Meinung vor, die Atombombeneinsätze seien notwendig gewesen, um Japan zur Kapitulation zu bewegen, und damit legitim. Deshalb waren USA-Offizielle bis dato angewiesen worden, solchen Gedenkveranstaltungen fernzubleiben.
Das konservative »American Enterprise Institute« gab sich ob der Präsenz des USA-Botschafters wenig besorgt und bemühte dafür die Realpolitik. Michael Auslin, der Japan-Experte des Instituts, sagte lediglich, Ross' Anwesenheit bei der Gedenkfeier in Hiroshima spiegele das gewachsene enge Verhältnis zweier internationaler Bündnispartner wieder.
Die ebenfalls konservative Webseite »Daily Caller« war da wesentlich schärfer und nannte Barack Obama den »Chef-Entschuldiger«. Den Botschafter zu entsenden könne in Japan die Auffassung erhärten, dass die USA mit ihrer Entscheidung, Atombomben über den beiden Städten abzuwerfen, nicht richtig gelegen hätten.
Aus den Reihen der in Washington beheimateten Denkfabrik »Carnegie Endowment« verlautete dagegen die Auffassung, der Auftritt des Botschafters entlaste die Obama-Regierung mit Blickrichtung auf einen geplanten Japan-Besuch im November. Der Trip Obamas soll im Anschluss an einen G20-Gipfel in Seoul stattfinden. Obama werde sich dank des Roos-Einsatzes im November »weder auf eine Entschuldigungstour begeben müssen, noch sei er der Kritik der Republikaner ausgesetzt«, hieß es seitens des »Carnegie Endowment«.
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