Somalia im Sog des »endgültigen Krieges«

Islamistische Terroristen wollen die Soldaten der Afrikanischen Union vertreiben

  • Lesedauer: 2 Min.
Der Weltsicherheitsrat in New York hat den Anschlag islamistischer Aufständischer auf ein Hotel in Somalias Hauptstadt Mogadischu verurteilt.

New York/Mogadischu (dpa/ND). Das Blutbad in der Nähe des Präsidentenpalastes hatte am Dienstag Dutzende Opfer gefordert, darunter mindestens sechs Parlamentsabgeordnete. Der amtierende Ratspräsident Vitali Tschurkin (Russland) ermahnte die somalische Führung, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Die somalischen Al-Shabaab-Rebellen, die Kontakte zum Terrornetz Al Qaida haben sollen, führen seit Montag eine neue Offensive gegen die Friedenstruppen der Afrikanischen Union (AU), die in dem Krisenstaat stationiert sind. Sie erklärten den etwa 6000 Soldaten der AU in Somalia den »endgültigen Krieg« und drohten damit, ihnen den Todesstoß zu versetzen.

Als Sicherheitskräfte der Regierung verkleidete Shabaab-Kämpfer hatten nach Polizeiangaben das Hotel »Muna« gestürmt und das Feuer eröffnet. Danach zündeten sie einen Sprengsatz. Die Parlamentarier, fünf Regierungssoldaten und 20 Hotelmitarbeiter wurden getötet. Augenzeugen schilderten, der Boden sei mit Leichen übersät gewesen.

»Sie (die Rebellen) wollen definitiv nur eines, nämlich die Menschen in Somalia terrorisieren«, sagte der somalische Informationsminister Abdirahman Omar Osman. »Dies ist eine verwerfliche Aktion in diesem heiligen Monat Ramadan.« Das Vorgehen der Rebellen zeige deren Brutalität und Unmenschlichkeit.

Am Montagabend hatte die Rebellen-Offensive gegen Regierungseinrichtungen und Stellungen der AU-Soldaten begonnen. Augenzeugen sprachen von den schwersten Gefechten seit Monaten, bei denen auch Granatwerfer eingesetzt wurden.

Ziel der Islamisten ist es, die schwache, vom Westen gestützte Regierung zu vertreiben, die in Mogadischu von Truppen der Afrikanischen Union aus Uganda und Burundi geschützt wird.

Bei Gefechten zwischen Kämpfern der Al-Shabaab-Miliz und Regierungstruppen wurden auch am Mittwoch mehrere Menschen getötet, wie Augenzeugen berichteten. Ein ugandischer Armeesprecher sagte, die Gewalt werde nicht dazu führen, die Pläne für die Entsendung weiterer Friedenstruppen zu ändern. »Wir haben die Situation gut im Griff«, sagte er.

Papst Benedikt XVI. rief zur internationalen Hilfe für Somalia auf. Man dürfe keine Anstrengungen scheuen, um dem Respekt für das Leben und die Menschenrechte in dem ostafrikanischen Land wieder Geltung zu verschaffen, erklärte Benedikt nach der Generalaudienz am Mittwoch in seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo. »Ich bin in Sorge um Mogadischu, von wo weiterhin über grausame Gewalt berichtet wird, mit einem neuen Blutbad gestern«, so der Papst.

Somalia hat seit 1991 keine funktionierende Regierung mehr und versinkt zunehmend im Chaos. Politische Beobachter forderten die Übergangsregierung in Mogadischu und die internationale Gemeinschaft auf, Strategien für Somalia mit neuen politischen Akteuren zu entwickeln.

Kommentar Seite 4

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.