Spezialbohrer fräst sich langsam in die Tiefe
Rettungsaktion für die in chilenischer Mine eingeschlossenen Kumpel gestartet
Die Rettungsaktion für die 33 in einer chilenischen Mine eingeschlossenen Bergarbeiter ist endlich angelaufen. Unterdessen sind auch Experten der USA-Weltraumbehörde NASA vor Ort. Die drei Ärzte und ein Ingenieur vom Johnson Raumfahrtzentrum in Houston (US-Bundesstaat Texas) trafen am Dienstag auf Einladung der chilenischen Regierung in dem südamerikanischen Land ein. Sie wollen die Behörden bei der Betreuung der seit dem 5. August in 700 Meter Tiefe festsitzenden Bergarbeiter beraten. Die Erfahrungen aus der bemannten Raumfahrt sollen helfen, die Eingeschlossenen während der kommenden Monate körperlich und geistig fit zu halten.
Der Vizeleiter des medizinischen Dienstes des Raumfahrtzentrums, Michael Duncan, hatte sich bereits am Wochenende in einem NASA-Video optimistisch über die Fähigkeit der Kumpel geäußert, die vor ihnen liegende lange Wartezeit zu überstehen. »Die Bergarbeiter haben unter Tage schon viel für sich selbst getan, sich selbst organisiert und der Welt damit gezeigt, dass sie überleben können«, betonte Duncan.
NASA-Ingenieur Clint Cragg will sich vor allem um das Problem des Umgangs mit Abfall und Fäkalien unter Tage kümmern. Dies ist in der feuchten und bis zu 35 Grad heißen Luft unter Tage eine der wichtigsten Aufgaben, um Infektionskrankheiten unter den Eingeschlossenen zu vermeiden.
Unterdessen fräste sich der Spezialbohrer Strata 950 seit der Nacht zu Dienstag langsam in die Tiefe. Bis die Bergleute jedoch durch den Rettungsschacht an die Oberfläche geholt werden können, dürften allerdings bis zu vier Monate vergehen.
Deutsche Bergbauexperten rechnen damit, dass die Helfer die Bohrung zu den verschütteten Männern mit einem Tempo von sieben bis acht Metern pro Tag voranreiben. »Das wäre eine gute Leistung« sagte Klaus Stöckmann vom Fachverband Bergbaumaschinen am Dienstag.
Erforderlich sind zwei Bohrgänge. Im ersten Durchgang wird ein Durchmesser von 40 Zentimetern erreicht. Das Gestein wird dabei an die Oberfläche befördert. Im zweiten Gang – zurück nach oben – wird die Röhre auf etwa 70 Zentimeter verbreitert. »Bei der Aufwärtsbohrung fällt das Bohrklein nach unten und kann von den Bergleuten weggeräumt werden«, sagt Stöckmann.
Der Maschinenexperte erwartet, dass die Bergleute dann mit einer sogenannten Dahlbuschbombe, einer schmalen Rettungskapsel, nach oben gezogen werden könnten. Jede einzelne Fahrt mit einem Bergmann würde rund eine Viertelstunde dauern.
Nach Kritik an der staatlichen Überwachung der Sicherheitsvorschriften in Bergwerken gab es erste personelle Konsequenzen. Der für die Region Atacama zuständige Vertreter des Gesundheitsministeriums, Raúl Martínez, erklärte seinen Rücktritt. Er hatte erst am 28. Juli die Wiedereröffnung der Unglücksmine genehmigt. Sie war geschlossen worden, als ein Arbeiter infolge Steinschlags ein Bein verloren hatte. Die Forderung der Arbeiter, ihre Gehaltszahlungen zu übernehmen, lehnte die Regierung ab. dpa
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