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Starrköpfig
Kurt Westergaard wurde in Potsdam mit Medienpreis ausgezeichnet
Eine Karikatur machte ihn weltberühmt: der Prophet Mohammed mit einer Bombe als Turban. Kurt Westergaard sei zum Symbol der Presse- und Meinungsfreiheit geworden. Damit erklärte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jacobs (SPD) die gestrige Auszeichnung des dänischen Karikaturisten mit dem Medienpreis der Potsdamer Journalistenvereinigung M 100. Der 75-Jährige werde für sein unbeugsames Eintreten für diese demokratischen Werte geehrt und dafür, dass er sie trotz Gewalt- und Todesdrohungen verteidige.
Die Zeichnung erschien 2005 in der dänischen Tageszeitung »Jyllands-Posten«. Da im Islam ein Bilderverbot für Mohammed herrscht, gingen empörte Muslime auf die Straße. Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen kommen 150 Menschen ums Leben. Ein globaler Streit um Meinungsfreiheit begann.
Westergaard kommt seitdem nicht mehr zur Ruhe. Rund um die Uhr steht er unter Polizeibewachung und wechselt ständig seinen Wohnort. Ein Kopfgeld ist auf ihn ausgesetzt und Anfang 2010 entgeht er nur knapp einem Attentat.
Er betrachtet seine Karikatur als »Beitrag zur Verteidigung der Meinungsfreiheit«. Das vertritt er schon auch mal auf dem Parteitag der rechtspopulistischen dänischen Volkspartei DVP. Entschuldigt hat er sich nie, er bereut nichts. Gefragt, ob er sich für die auf seine Zeichnung folgenden Ausschreitungen mitverantwortlich fühle, antwortete er, dass der Zusammenstoß zwischen den Kulturen auf jeden Fall gekommen wäre. Und dass ihn die westliche Welt gewinnen werde. Über sich selbst sagte er übrigens einmal: »Ich bin zu alt und starrköpfig, um mich noch zu beugen.«
Wahrscheinlich konnte er die Folgen seiner Zeichnung nicht absehen. Aber danach hätte er die Chance gehabt, sich versöhnlich zu zeigen. Doch stattdessen verknüpft er diese Zeichnung mit dem Anspruch des Westens auf Meinungsfreiheit und rückt keinen Jota davon ab. Genauso, als gelte es ein göttliches Gebot zu verteidigen. Ähnelt er damit nicht seiner eigenen Karikatur?
Trotzdem, die Bundeskanzlerin und Joachim Gauck, der kürzlich für das Amt des Bundespräsidenten kandidierte, hielten die Laudatio – das befeuert den Zusammenstoß der Kulturen.
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