Verunstaltung muss der Vermieter beseitigen lassen
Graffiti
Als ein Mieter den Mietvertrag abschloss und einzog, befand sich der Hauseingangsbereich in einem optisch einwandfreien Zustand. Doch während der Mietzeit wurden Graffitis an die Fassade gesprüht und zwar in solchem Umfang, dass das ortsübliche Maß erheblich überschritten wurde. Dadurch machte das ehemals so ordentlich aussehende Haus einen verwahrlosten Eindruck.
Die Mieter verlangten nun Abhilfe vom Vermieter, bis der Streit vor das Gericht kam, weil der Vermieter erklärte, in Berlin-Kreuzberg sei beinahe jedes Haus beschmiert, er könne nichts für das Entstehen der Graffiti und daher liege auch kein Mangel vor. Dem widersprach das Gericht: Ein Mangel liege unabhängig von der Schuld des Vermieters vor, wenn der tatsächliche Zustand der Mietsache vom vertraglich vorausgesetzten Zustand abweiche.
Laut Rechtsprechung gehören zum vertragsgemäßen Zustand der Wohnung und des Hauses, alle Grundstücks- und Gebäudeteile, die zur gemeinschaftlichen Benutzung durch die Mieter, wie auch zum Zugang zur Mietsache da sind. Hierzu gehören auch Hauseingang, Klingeltableau und Haustür.
Das Urteil: Graffiti sind Mängel der Mietsache. Der Mieter hat einen Anspruch darauf, dass der Vermieter die Graffiti im Eingangsbereich des Hauses, der Haustür sowie an der Klingel beseitigen lässt und die Bereiche instand gesetzt werden.
Hierzu äußerte sich der Deutsche Mieterbund: Wichtig sei, dass auch eine relativ günstige Miete den Vermieter von dieser Pflicht nicht entlaste. Er müsse auch dann seiner Instandhaltungspflicht nachkommen.
Urteil des Amtsgerichts Tempelhof-Kreuzberg vom 10. Oktober 2007, Az. 5 C 313/07
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.