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Leseland verschwand

DDR-Bücher schützen:

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Leipziger Buchhistoriker Siegfried Lokatis hat Schutzmaßnahmen für die heute noch vorhandenen Bücher aus DDR-Produktion gefordert. Mit der Ablagerung auf Müllhalden riesiger Mengen an Bücher, deren Verkaufschancen nach dem Zusammenbruch der DDR als gering eingeschätzt wurden, sei 1990 der »Untergang einer großen Literaturwelt« verbunden gewesen, sagte Lokatis. Das sogenannte »Leseland DDR« sei damit nachhaltig verschwunden.

Die Vernichtung von Büchern, deren Auflagen sich nicht mehr verkauften, passiere zwar heute alltäglich. »Unser Buchwesen regeneriert sich aber«, sagt Lokatis. »Es kommen dieselben Bücher wieder mit besserem Papier oder besseren Kommentaren.« Die Bücher der DDR dagegen seien für immer verloren, »weil diese Diktatur eine abgeschlossene Geschichte ist«.

Aus wissenschaftlicher Sicht sei der Verlust dieser Bücher schmerzhaft, weil ihre Gestaltung und Besitzgeschichte aufschlussreich sein könnten. Dies hätten Historiker bereits nach dem Nationalsozialismus erkannt, als sie Bücher vormals jüdischer Besitzer für ihre Forschung nutzten. Die DDR-Bücher habe diese Einsicht trotzdem nicht gerettet, »weil es wohl auch eine politisch begründete Feindschaft gegen diese Literatur gegeben hat«, so Lokatis.

»Besonders dramatisch« nennt der Professor für Buchwissenschaft, dass auch die 1990 gedruckten Bücher nahezu komplett auf den Müll gekippt wurden. »Das ist der interessanteste Jahrgang der gesamten DDR-Zeit.« Im Jahr zuvor seien die Zensurvorschriften gefallen. Zudem sei das Papier nicht mehr reglementiert worden. »Da wurde vieles gemacht, was vorher nicht möglich war.« epd

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