Jane Gebert: Wirkliche Träume

  • Sebastian Hennig
  • Lesedauer: 2 Min.

Gerade das, was den malenden Laien am stärksten reizt, davon sollte er zuerst die Finger lassen, nämlich mit Aquarell- und Pastellfarben eine triumphierende Blumenpracht getreulich vom Gartenbeet auf das Feinpapier hinüberzulotsen. Denn das in diesen Farben hochkonzentrierte und dadurch leuchtkräftige Pigment überstrahlt nur auf den ersten Blick die bildnerische Einfallslosigkeit.

Eben diese Farben und Motive müssen den sicheren Virtuosen vorbehalten bleiben. Jane Gebert, 1967 in Zittau geboren, zeigt eine solche meisterhafte Beschränkung und Verdichtung bei der Anwendung dieser wirkungsmächtigen wie heiklen Arbeitsmittel. Als ein echtes und starkes Naturtalent hat sie das Studium an der Dresdner Kunsthochschule für sich sehr ernst genommen. Während dieser Zeit ist die Farbe zugunsten einer präzis abwägenden Zeichenkunst fast ganz aus ihrer Kunst gewichen. Sehr gekonnt, aber wohl auch sehr ungerührt mögen ihr diese Arbeiten zuletzt irgendwann einmal erschienen sein. Jedenfalls folgte eine mehrjährige Pause von der Kunstausübung: Eine Rekonvaleszenz-Zeit nach der technischen Überhitzung, die ihr die Urgründe ihres künstlerischen Selbstverständnisses wieder erschlossen hat, ohne dabei die handwerklichen Erfahrungen des Studiums zu negieren.

Aber die jetzige Einfachheit ist weniger das folgerichtige Ergebnis der Ausbildung als vielmehr ein darin dennoch bewährtes und befestigtes Eigentum ihrer Weltsicht.

Es bleibt staunenswert, wie licht und transparent die klumpigen Pastellpartikel den Anblick der zarten Blütenblätter von Cosmea, Stiefmütterchen und Schwertlilie hervorrufen oder von Sonnenhut , Sonnenblume und Dahlie, und wie fest die gehauchten Aquarellfarben diese Welt auf dem Papier zusammenfügen können. Was das Material erfordert, wird dem Material zugestanden, und was das Auge wünscht, bekommt es geboten.

Die intuitive Balance zwischen Manipulation und Redlichkeit, zwischen Naivität und Geist macht diese Blätter so erfreulich wie weniges in der gegenwärtigen Kunstproduktion.

»Blüten-Blätter« Jane Gebert, Pastelle und Zeichnungen. Im Rahmen des Projekts »Kunst und Justiz«, bis 22. Oktober im Fachgerichtszentrum Dresden, Hans-Oster-Straße 4, Mo-Do 8-16, Fr 8-12 Uhr

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