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Weltbürger

Mario Vargas Llosa - der peruanische Schriftsteller ist Literatur-Nobelpreisträger 2010

  • Lesedauer: 2 Min.

Er hat seinen Vater mit zehn Jahren kennengelernt. Vorher wähnte er ihn tot. Weil es ihm seine Mutter so erzählt hatte, die sich bereits vor der Geburt Marios von ihrem Mann getrennt hatte. Plötzlich trat dieser Mann ins Leben des Jungen, schickte ihn für zwei Jahre auf eine Militärschule. Und der Junge hatte, in dieser Reihenfolge, seine Themen, die sich ihm gleichsam aus der unmittelbaren Erwachsenenwelt entgegen drängten: Eifersucht, Angst, Schrecken, Hass.

Er wuchs in Bolivien und in Peru auf, wurde schreibend, nach dem Studium der Geistes- und Rechtswissenschaften, ein Nomade und Weltbürger: Lima, Madrid, London, Paris. Jeden Morgen, so erzählt er heute noch, fragt er sich: Wo steht mein Bett? Wo bin ich?

Der in zweiter Ehe verheiratete dreifache Vater, 1936 geboren, fühlte sich als Schriftsteller stets im Bann der gesellschaftlichen Einmischung; Polemik und politische Meinung wurden ihm schier zum Schicksal. Nähe zu Sartre brachte Nähe zum Marxismus, der Einblick ins Räderwerk der Sowjetunion aber führte ihn beizeiten zurück ins Denklager von Freiheit und Demokratie und sozialer Marktwirtschaft.

Dutzende Romane (etwa »Das böse Mädchen«, ein großer Liebesroman, durch den die sozialen Bewegungen Lateinamerikas der fünfziger Jahre schwingen, oder »Das Fest des Ziegenbocks«, ein Buch über den Diktator Trujillo) sowie Essaysammlungen plädieren für eben benannte Werte, 1990 stellte er sich in Peru als Präsidentschaftskandidat gegen Fujimori. Der siegte. Dem Land ging ein musischer Politiker verloren, es behielt aber einen politischen Poeten, der heutige »rötliche Sterne« am lateinamerikanischen Himmel, Morales oder Chavez, von »Wolken der Selbstherrlichkeit und des rigiden Auftretens umdräut« sieht. Da ist sie wieder, die Polemik als Schicksal.

Vor Jahren bekam er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, nun ist er Träger des berühmtesten Literaturpreises der Welt. Wenn die Stockholmer Akademie diesen Schriftsteller ehrt, so ehrt sie nach – salopp gesagt – linken Ausschlägen (Fo, Jelinek, Pinter) jetzt prononciert einen traditionellen, leidenschaftlich pro-amerikanischen Konservativen, der diesen Platz klug, so schneidend wie heiter, innehat. H.-D. Schütt

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