BLOGwoche: Privatsphäre im Internet

  • Antje Schrupp
  • Lesedauer: 2 Min.

Bei den gängigen Debatten um Privatsphäre im Internet und ob man sie besser schützen muss oder ob man sich in den Kontrollverlust ergeben soll, den die Verfügbarkeit aller möglichen Informationen mit sich bringt, frage ich mich oft, ob diese Gegenüberstellung überhaupt so stimmt. Und warum es mir eigentlich so wenig ausmacht, wenn andere plötzlich alles Mögliche über mich wissen können. Heute kam ich auf den Gedanken, dass das vielleicht etwas damit zu tun hat, dass ich auf einem Dorf aufgewachsen bin. Denn dadurch ist mir die Erfahrung von klein auf vertraut, dass andere Sachen über mich wissen und daraus Schlüsse ziehen, die unter Umständen negative Folgen für mich haben.

(...) Dass Menschen um ihr öffentliches Ansehen besorgt sind, dass sie versuchen, eine möglichst gute Fassade abzugeben, dass sie sich bemühen, vor anderen in einem guten Licht zu erscheinen, kam nicht erst mit den Möglichkeiten der Selbstdarstellung im Internet auf. Die Gefahr, den eigenen guten Ruf zu verlieren, war schon immer nur allzu real und unglaublich groß. Der Unterschied ist nur: Früher hatte man kaum Einfluss darauf, was »die Leute reden«. Man bekam es nämlich nicht mit. Dorfklatsch über eine Person konnte die Runde machen, ohne dass die Betreffende überhaupt etwas davon erfuhr. (...) Heute habe ich das nicht mehr nötig (...) Ich erlebe es jedenfalls so, dass meine Privatsphäre durch die neue Transparenz, die mit dem Internet gegeben ist, eher besser geschützt ist als früher. Ich habe sie nämlich selbst zum großen Teil unter Kontrolle.

Die Autorin ist Journalistin und Politikwissenschaftlerin und lebt in Frankfurt am Main; zum weiterlesen: antjeschrupp.com/2010/09/25/was-sollen-denn-die-nachbarn-sagen

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