Weltweiter Einsatz für den Klimaschutz
Enttäuschung über UN-Konferenz / Zehntausende beteiligten sich an globalem Klima-Aktionstag
Tianjin (Agenturen/ND). Sechs Tage lang versuchten 3000 Teilnehmer aus 177 Ländern sich zumindest auf einzelne Punkte für ein Paket zum Klimaschutz zu einigen. Zum Abschluss der Vorbereitungskonferenz traten erneut die Differenzen zwischen den USA und China, den beiden größten Klimasündern, offen zu Tage. Beide Seiten warfen sich gegenseitig vor, Fortschritte zu verhindern. US-Unterhändler Jonathan Pershing warnte, dass China mit seiner Weigerung, den Ausstoß an klimaschädlichem CO2 zu verringern, ein Vorankommen auf dem Weg zu einem Nachfolge-Abkommen für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll gefährde. Auch Entwicklungsländer müssten ihre Treibhausgasemissionen senken, sagte er. China wiederum machte die USA und andere Industrienationen für den Stillstand verantwortlich. Sie müssten mehr Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel unternehmen, erklärte Pekings Vertreter Su Wei. »Es ist nicht fair, andere zu kritisieren, wenn man selbst nicht genug unternimmt.«
UN-Klimachefin Christiana Figueres zeigte sich dennoch optimistisch. Das Treffen in Tianjin habe die internationale Gemeinschaft »näher zu strukturierten Entscheidungen« gebracht, sagte Figueres. Sie sei zuversichtlich, dass sich die Industrienationen auf dem Weltklimagipfel im mexikanischen Cancún auf einen Plan zur finanziellen Unterstützung von ärmeren Ländern beim Klimaschutz einigen würden.
Umweltschützer bemängelten hingegen den Stillstand der Verhandlungen. »Die Regierungen sollten im Blick haben, was sie für den Klimaschutz tun können, und nicht was der Prozess ihnen bringen kann«, kritisierte der politische Direktor von Greenpeace, Wendel Trio. Bei einem globalen Klima-Aktionstag forderten am Sonntag zehntausende Menschen in der ganzen Welt mit tausenden Aktionen einen stärkeren Einsatz für den Klimaschutz. An dem Aktionstag, der von Umweltschutzgruppen wie 350.org veranstaltet wurde, beteiligten sich 188 Länder. In Peking sammelten hunderte Freiwillige Müll. In der philippinischen Hauptstadt Manila beteiligen sich tausende Menschen an einem Lauf, um auf die Verschmutzung des Flusses Pasig aufmerksam zu machen. Auf kleineren Pazifikinseln wurden Bäume gepflanzt und Fahrradtouren organisiert. In Barcelona war ein Musikfestival geplant, dessen Strom mit Fahrrädern erzeugt werden sollte.
»Die Menschen sind bereit, die Klimakrise anzupacken – und sie erwarten, dass auch ihre Regierungen endlich ernsthaft handeln«, erklärte die Europa-Koordinatorin von 350.org, Diana Vogtel. Das Netzwerk ist nach der für den Menschen sicheren Obergrenze von CO2 in der Atmosphäre benannt. Derzeit liegt der Wert bei etwa 390 ppm (Teilchen pro Million). Die Zahl 350 spielte darum bei vielen Aktionen eine zentrale Rolle. In Portugal rief die Umweltschutzorganisation Quercus zu einer Fahrradtour auf, bei der sich die Teilnehmer am Ufer des Flusses Tejo in Form einer 350 aufstellen sollten. Auf einer früheren illegalen Deponie im Süden des Landes sollten 350 Bäume gepflanzt werden. Auch in Deutschland gab es rund hundert Klimaschutzaktionen.
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