Jodeldiplom aus Hamburg

Serie: »Ich hab's einfach mal probiert« – Beate Paß wollte à la Loriot »was Eigenes« haben

  • Lesedauer: 3 Min.
Unvergessen ist der Sketch von Loriot über eine »Jodelschule«, an der eine gewisse Frau Hoppenstedt ihr »Jodeldiplom« erwerben möchte, um endlich »was Eigenes« zu haben. Deswegen klingt es wie ein Gag, wenn der Bayer Josef Ecker zweimal im Jahr zu »Jodelseminaren« einlädt, und das ausgerechnet im hohen Norden, an der südlichen Peripherie von Hamburg. Dort traf ND dieser Tage eine gut gelaunte Truppe Nachwuchsjodler, darunter die angehende Diplom-Psychologin Beate Paß (50) aus Horneburg, mit der wir sprachen. (Foto: Daniel Blank) Und wie sich herausstellt, winkt zum Abschluss des Seminars – kein Scherz! – ein echtes Jodeldiplom.

ND: Loriots Jodeldiplom ist legendär. Wir hätten nie gedacht, dass es im richtigen Leben Menschen gibt, die ernsthaft ein Jodeldiplom anstreben!?
Beate Paß (lacht): Selbstverständlich kennen wir den Sketch von Loriot. Nun feiert meine Cousine in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag, und weil sie in Rente geht, haben wir nach einem passenden Geschenk gesucht. Dabei ist uns eingefallen, dass sie – ganz im Sinne von Loriot – für die Zeit der Rente »was Eigenes« haben soll, statt ihrem Mann die Pantoffeln zu bringen, sofern sie nicht gerade wieder in der Küche steht. Deswegen haben wir meiner Cousine das Jodeldiplom geschenkt, der Einfachheit halber hat gleich die ganze Familie, mich eingeschliossen, mitgemacht, das kann schließlich nicht schaden.

Respekt! Jodeln scheint recht schwer zu sein, jedenfalls hört sich das so an!
Ach, eigentlich habe ich mir das schwerer vorgestellt.

Jodler müssen ziemlich hohe Töne schaffen, strengt das nicht an?
Nein. Anstrengend sind dagegen die Tanzeinlagen zwischen den Jodelblöcken, zum Beispiel der Balztanz.

Ist Ihr Jodeldebüt ein persönliches Outing – einer bisher uneingestandenen Liebe zu den Bergen?
Ich muss sie enttäuschen. Ich stamme aus Kiel, und ich bin deswegen ganz klar auf Meer und Küste gepolt. Wenn ich mich jetzt allerdings mental auf einen Gipfel versetze, und der anstrengende Aufstieg liegt gerade hinter mir, dann kann ich nachvollziehen, dass die überstandene Kraxelei zum spontanen Jodeln animiert.

Macht der Jodelkurs folglich Lust, demnächst in die Berge zu fahren?
Stimmt, das kann ich mir inzwischen gut vorstellen.

Reden wir über die Technik. Jodeln setzt eine perfekte Atemtechnik voraus …
Ja, mit dem Zwerchfell. Normalerweise atme ich eher flach. Aus dem Bauch heraus mit dem Zwerchfell, das muss ich wirklich trainieren.

Zwerchfellatmung gilt als gesund.
Das hören wir auch von der Kursleitung.

Angeblich soll fleißiges Jodeln den Klang der Stimme als solche verbessern.
Mag sein, dass die Stimme mehr Volumen kriegt.

Außer Jodeln verfassen Sie im Seminar auch so genannte »Gstanzln«. Was ist das?
Eine bayerisch-österreichische Liedform meist im Dreivierteltakt. Die Texte werden aus dem Stegreif als Vierzeiler gedichtet. Gstanzln können beispielsweise Spott- oder auch Hochzeitsfeierverse sein.

Wie kriegen Sie die »Gstanzln« denn in Bayerisch hin?
Gar nicht. Wir tragen unser Gstanzl einfach auf Plattdeutsch vor.

Und als Lohn der Mühe winkt das berühmte Jodeldiplom.
Korrekt. Und das hänge ich mir im Arbeitszimmer an die Wand.

Gespräch: René Gralla
Jodelseminare von und mit Josef Ecker, Teilnahmegebühr zwischen 20 und 40 Euro; Kontakt: Tel.: 08662 / 41 95 29;

Weitere Infos: jodelseminar.de

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