Irak-Amnesie

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.

Es gibt keinen Grund, an der Empörung der Politiker über das Gemetzel in der irakischen Kirche zu zweifeln. Dennoch – so es sich um Äußerungen maßgeblicher westlicher Staatslenker handelt – ist eine gehörige Portion Amnesie mit im Spiele. Sie haben das Massaker zwar nicht befohlen, aber durch ihre Politik mindestens begünstigt.

Seit mehr als sieben Jahren steht die von Washington geführte Koalition der Willigen von Polen bis Spanien mit ihren Truppen in Irak. Angetreten sind sie einst mit der anmaßenden Attitüde, Freiheit, Recht und Ordnung zu schaffen, selbst von lupenreiner Demokratie (Bush) war die Rede. War dies schon deshalb schwer vorstellbar, da es auf dreistesten Kriegslügen aufgebaut war (Blair), so haben vor allem US-Söldner und Briten vor Ort wirklich alles getan, um Chaos und Gesetzlosigkeit, wie sie heute regieren, erst den Weg zu bereiten, indem sie mit schlechtestem Beispiel vorangingen.

Gerade Iraks Christen werden sich daran erinnern, dass es ihnen in keinem Jahr der 24-jährigen Herrschaft Saddams schlechter ging als jetzt. Das spricht nicht für Saddam, sondern gegen die christlichen Demokratieexporteuren aus Übersee. Wenn es diesen tatsächlich ernst ist mit ihrer Betroffenheit, könnten sie jetzt gegen die geplante Hinrichtung von Tariq Aziz, des bis 2003 einflussreichsten irakischen Christen, protestieren. Aber das tut auch die Bundeskanzlerin nicht.

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