Jemen und der Bush-Reflex

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Da ist er wieder, der alte Bush-Reflex. Kaum war der Aufgabeort der potenziell tödlichen Luftfracht bekannt, wurde in Washington über eine knallharte militärische Antwort nachgedacht, auch wenn man nicht so genau weiß, wo in Jemen die mutmaßlichen Bombenbauer wohl zu treffen sind. Frühere Versuche verursachten vor allem verheerende Kollateralschäden unter unschuldigen Zivilisten. Der »Krieg gegen den Terror« seines Vorgängers, längst wurde er zu Obamas eigenem.

Der Irak-Feldzug ist offiziell beendet – verringert hat er die Terrorgefahr nicht. In Afghanistan kämpfen mehr US-amerikanische Truppen als jemals zuvor – und der Konflikt wuchert über die Grenze nach Pakistan hinaus, ohne dass Washington die Taliban oder Al Qaida am Hindukusch in den Griff bekommen würde.

Nun also Jemen. Ein scheiternder Staat und damit perfekter Nährboden für Terroristen. Das Land am Golf von Aden droht zum neuen Afghanistan zu werden. Weil es bettelarm und jeder Dritte Erwachsene ohne Arbeit ist. Weil es seit Jahren am Rande des Bürgerkriegs taumelt und eine korrupte, zerstrittene Zentralregierung für ein gefährliches Machtvakuum sorgt. Und weil den USA nicht viel mehr als eine Aufstockung der Militärhilfe einfällt, um das zerbröselnde Land zu stabilisieren. Ein massiver Militärschlag der auch in Jemen ungeliebten Supermacht könnte ihm schnell den Rest geben.

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