»In der schwärzesten Ecke der Geschichte«

Der ehemalige argentinische Militärmachthaber Massera starb in Buenos Aires

  • Jürgen Vogt, Buenos Aires
  • Lesedauer: 2 Min.
Der ehemalige argentinische Militärmachthaber Emilio Eduardo Massera ist im Alter von 85 Jahren tot. Der Ex-Admiral starb am Montag (Ortszeit) im Marinekrankenhaus von Buenos Aires.

»Sein Tod außerhalb eines Gefängnisses ist eine tiefe Beleidigung für alle Menschen, die glauben, dass der einzige Ort für Völkermörder das Gefängnis ist«, kommentierte Victoria Donda, die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im Abgeordnetenhaus, Masseras Tod.

Massera gehörte neben den Generalen Jorge Rafael Videla und dem 1997 verstorbenen Orlando Ramón Agosti der Militärjunta an, die sich im März 1976 gegen die amtierende Präsidentin María Estela Martínez de Perón an die Macht geputscht hatte. Im September 1978 war er aus der Junta ausgeschieden. Zwei Jahre nach dem Ende der Diktatur wurde Massera 1985 wegen Mordes, Entführungen und Folter zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. 1990 war er vom damaligen Präsidenten Carlos Menem begnadigt worden. Das Dekret wurde im Juni 2009 vom Obersten Revisionsgericht für Strafverfahren in letzter Instanz als verfassungswidrig bestätigt und die Verurteilung zu lebenslanger Haft wieder in Kraft gesetzt.

Als Marinechef trug Massera die Verantwortung für die Mechanikerschule der Marine ESMA. In der ESMA betrieben die Militärs das größte Gefangenen- und Folterlager in der Hauptstadt Buenos Aires. Dort sollen mehr als 5000 Menschen gefoltert worden sein, die später zu den verschwundenen Opfern der Diktatur zählten. Nach Schätzungen wurden 30 000 Menschen ermordet oder sind bis heute verschwunden. »Massera ist jemand, den die Geschichte in die schwärzeste Ecke verbannt«, so Victoria Donda. Donda kam 1977 in der ESMA zur Welt. Sie wurde ihrer verschleppten Mutter weggenommen und weitergegeben. Die Menschenrechtsvereinigung »Großmütter der Plaza de Mayo« schätzt die Zahl der in Haft geborenen und verschleppten Kinder auf 500. Dieser Straftatbestand war durch keines der nach der Diktatur erlassenen Amnestiegesetze abgedeckt.

Bereits 1998 war Massera nach einer Anklage wegen Raub von in den Gefangenenlagern geborener Säuglinge verhaftet worden. Wegen seines hohen Alters blieb er unter Hausarrest. 2002 erlitt Massera einen Gehirnschlag, in dessen Folge er für verhandlungsunfähig erklärt wurde und sich auch nach der Aufhebung der Amnestiegesetze im Juni 2005 nicht mehr vor Gericht verantworten musste.

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