- Kommentare
- kommentiert
Blutiger Meilenstein
Vermutlich war es gar nicht zynisch gemeint. Aber Obamas Bemerkung, die Einigung der irakischen Parteien auf eine Regierung nach acht Monaten übelster Feilscherei sei ein »weiterer Meilenstein« in der Geschichte des Landes, ist mehr als fragwürdig. Zu erklären nur, wenn Obama die Geschichten der hauseigenen PR über Irak als Realität betrachtet: dass die Invasion von 2003 der erste Meilenstein war; die Sicherheitslage sich ständig verbessert; alle Gegner der USA und ihrer Bagdader Regierungen Qaida-Terroristen aus dem Ausland sind...
Die Iraker selbst wundert das nicht mehr, sie wissen nach sieben Jahren Besatzung längst, dass die amerikanische Erde eine Scheibe ist. Zum Thanksgiving am 25. November wird wieder ein US-Führer einschweben und den Irakern erklären, wie schlimm es unter Saddam Hussein war und auf welch gutem Wege jetzt alles ist. Vielleicht schaffen es Allawi, Maliki und Talabani ja, ihre Machtkämpfe bis dahin ein wenig zu zügeln.
Allerdings: Deren bisheriges Auftreten, die starke Zunahme der Terroranschläge, die angekündigten Hinrichtungen weiterer früherer Regime-Größen – all dies deutet eher darauf hin, dass der nächste Meilenstein Bürgerkrieg heißt. Aber wenigstens ist der Weg dahin mit guten amerikanischen Wünschen gepflastert.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.