Blutiger Meilenstein

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 1 Min.

Vermutlich war es gar nicht zynisch gemeint. Aber Obamas Bemerkung, die Einigung der irakischen Parteien auf eine Regierung nach acht Monaten übelster Feilscherei sei ein »weiterer Meilenstein« in der Geschichte des Landes, ist mehr als fragwürdig. Zu erklären nur, wenn Obama die Geschichten der hauseigenen PR über Irak als Realität betrachtet: dass die Invasion von 2003 der erste Meilenstein war; die Sicherheitslage sich ständig verbessert; alle Gegner der USA und ihrer Bagdader Regierungen Qaida-Terroristen aus dem Ausland sind...

Die Iraker selbst wundert das nicht mehr, sie wissen nach sieben Jahren Besatzung längst, dass die amerikanische Erde eine Scheibe ist. Zum Thanksgiving am 25. November wird wieder ein US-Führer einschweben und den Irakern erklären, wie schlimm es unter Saddam Hussein war und auf welch gutem Wege jetzt alles ist. Vielleicht schaffen es Allawi, Maliki und Talabani ja, ihre Machtkämpfe bis dahin ein wenig zu zügeln.

Allerdings: Deren bisheriges Auftreten, die starke Zunahme der Terroranschläge, die angekündigten Hinrichtungen weiterer früherer Regime-Größen – all dies deutet eher darauf hin, dass der nächste Meilenstein Bürgerkrieg heißt. Aber wenigstens ist der Weg dahin mit guten amerikanischen Wünschen gepflastert.

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