Mehr Schiffe unter dem Danebrog
Dänemarks gute Bedingungen ziehen ausländische Reeder an
Einen Bogen machte die Finanzkrise nicht um die dänische Schifffahrt, die sich selbst als die am stärksten globalisierte Branche des Landes bezeichnet. Gewinneinbußen, rote Zahlen und zeitweilige Schiffsstilllegungen mussten die Reeder hinnehmen. Doch im Gegensatz zu anderen traditionellen Seefahrtsnationen wurden keine Schiffe ausgeflaggt, um unter Billigflagge zu fahren. Die dänische Fahne, der Danebrog, steht weiter für Qualität, die Lobbyarbeit der 1990er zahlt sich aus.
Tonnage und Schiffsanzahl steigen, weil, so der Reedereiverband, die Rahmenbedingungen hervorragend sind. In den letzten Monaten entschlossen sich mehrere Reedereien aus Norwegen, Schweden, den Niederlanden und Großbritannien, Dänemark als neues Domizil zu wählen, so dass per 1. Oktober 2010 nun 579 Schiffe dänisch registriert sind. Allen voran ging die Mærsk-Reederei mit 49 Schiffen, die zwischen 2009 und 2011 die bisherige Heimatflagge mit der dänischen tauschen. Der Mærsk-Konzern mit Hauptsitz in Kopenhagen verfügt nicht nur über die größte Containerflotte der Welt, sondern betreibt auch Spezialreedereien. Um interne Prozesse zu vereinfachen, werden ihre Schiffe vorrangig in Dänemark oder Singapur registriert.
Zwei Änderungen bewirkten den Aufschwung in der Handelsflotte: 2002 wurde die Tonnagesteuer eingeführt, die die meisten anderen wichtigen Flaggenstaaten benutzen. Hier bezahlen die Reeder Steuer entsprechend der Tonnagezahl statt für den erwirtschafteten Umsatz oder Gewinn. Der Vorteil für die Staaten besteht darin, dass Schiffe unter ihrer Flagge positiv zur Zahlungsbilanz beitragen. Im Fall Dänemarks werden für 2010 etwa 21 Milliarden Euro, gut 15 Prozent mehr als 2009, erwartet. Zu dieser Summe kommen ökonomische Aktivitäten, die sich um die Schifffahrt gruppieren wie Versicherung, Forschung und Produktion von Spezialkomponenten, die zum Steueraufkommen beitragen.
Der zweite Wettbewerbsvorteil ist Dänemarks Internationales Schiffsregister DIS, das die Heuerkosten drastisch senkt. Im Einklang mit den EU-Regeln muss dabei nur der Kapitän aus einem EU-Land kommen, während die Besatzung typischerweise aus Niedriglohnländern wie den Philippinen kommt und nach Heimatregeln bezahlt wird. Dänische Seeleute sind deshalb eine Ausnahme in den Mannschaften, geeigneten Kandidaten winkt allerdings eine einträgliche Karriere im Offiziersbestand.
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