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Bildungsrauschen

Der lange Schatten des sexuellen Missbrauchs

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 2 Min.

Am 28. November 2010 meldete dpa, dass die Vorstände der Odenwaldschule, Johannes von Dohnanyi und Michael Frenzel, zurückgetreten sind. Zur Erinnerung: Nachdem Anfang des Jahres die Reform-Eliteschule mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs konfrontiert wurde, wurden Dohnanyi und Frenzel, beide ehemalige Schüler dieser Schule, als Vorsitzende gewählt, weil mit ihnen Aufklärung, Anerkennung und Neuanfang verbunden wurden. Doch die von ihnen geforderte sofortige finanzielle Entschädigung an den von den Geschädigten gegründeten Verein »Glasbrechen« blieb aus. Laut Dohnanyi lehnt eine Gruppe aus »Schulleitung und Trägerverein« mit Blick auf die engen Finanzen eine »schnelle Anerkennung des Missbrauchs« ab. Kein gutes Omen für einen Neuanfang.

Auf www.focus.de/panorama/welt/missbrauchsskandal/streit-um-opferentschaedigung-fuehrung-der-odenwaldschule-wirft-hin meinte marx_ist_out: »Die Schule war nicht ein Zentrum des freien Lernens, wie es sich die Bildungsphantasten wie Hentig und Becker vorstellten, sondern ein Ort der schlimmsten Repression. Deshalb sollte die Schule endlich geschlossen werden. Und die noch lebenden Urgesteine sollten an der Entschädigung endlich beteiligt werden, statt noch weiter in höheren Sphären zu agieren.«

Auf www.zeit.de/gesellschaft/schule/2010-11/odenwaldschule-ruecktritt-vorstand bemerkte Rotstift: »Der Versuch einiger prominenter Zeitgenossen, ihre frühere Schule zu retten ist ebenso paradox wie irgendwelche Entschädigungen (nach ›Missbrauchsstufen‹?) zu diskutieren. Die Schule muss geschlossen werden. Reformpädagogische Konzepte bieten auch andere Schulen an.«

Auf www.sueddeutsche.de/politik/missbrauchsskandal-an-der-odenwaldschule-schwierige-suehne schrieb nowayno: »›Sich zu entschuldigen fällt dem schwer, der's nicht selbst verantwortet, aber wir als Organisation, als Institution verantworten das, was in unserer Schule geschehen ist‹, hieß es auf einer Pressekonferenz. Herr von Dohnanyi und Herr Frenzel haben folgerichtig ihre Posten geräumt, als klar wurde, dass die Schule zwar die schönen Worte übt, aber keinerlei wirkliche Verantwortung zu tragen bereit ist, sprich, nicht verantworten will.«

Auf www.tagesspiegel.de/politik/odenwaldschule-stuerzt-wegen-missbrauchs-ins-chaos fand Franko: »Naja, wenn man den Tätern selbst die Buße überlässt, kann da auch nichts daraus werden. Das ist bei den Jesuiten ja dasselbe. Traurig, dass sich Gesetzgeber und Justiz da nicht zuständig fühlen und solche Einrichtungen und ›Orden‹ zum Schutze der Kinder nicht schließen.«

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