In der Pflege fehlt Personal

Mangel wird bis 2030 dramatisch zunehmen

  • Lesedauer: 2 Min.
Mit mehr als drei Millionen Pflegebedürftigen rechnen Fachleute im Jahr 2030 in Deutschland. Der Mangel an Alten- und Krankenpflegern wird bis dahin dramatisch zunehmen. Mit ungelernten Kräften – wie bisher – lässt er sich nicht mehr lange abfedern.

Wiesbaden/Berlin (ND/dpa). In der Pflege alter Menschen reißt in Deutschland ein immer größeres Loch auf. In 15 Jahren fehlen voraussichtlich rund 152 000 ausgebildete und ungelernte Alten- und Krankenpfleger sowie Helfer, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte. Das entspricht 112 000 Vollzeitstellen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Mit einem Treffen zum Thema Fachkräftemangel in der Pflege startet Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) an diesem Dienstag in Berlin eine Reihe von Gesprächen zur anstehenden Pflegereform.

Nach einer anderen Modellrechnung, die ausschließlich ausgebildete Krankenschwestern und -pfleger, Hebammen, Altenpfleger und Helfer in der Gesundheits- und Altenpflege berücksichtigt, ist die Kluft noch viel größer: Danach fehlen bis 2025 voraussichtlich rund 260 000 Kräfte. Einen Ausweg sehen die Statistiker darin, dass in Westdeutschland – wie bereits in den neuen Ländern – viel mehr Pflegekräfte ganztags statt bloß Teilzeit arbeiten. Damit könnte die Zahl der Alten- und Krankenpfleger um 9,5 Prozent steigen und sich der Engpass bis 2025 auf 34 000 volle Stellen verringern.

Allerdings stellen die Statistiker auch fest: »Erforderlich hierfür wäre ein Trend zu mehr Arbeitsstunden beziehungsweise Vollzeitbeschäftigungsverhältnissen in den Pflegeberufen.« Diese Entwicklung sei jedoch seit Beginn des Jahrtausends in der Frauendomäne Pflege überhaupt nicht erkennbar. Im Gegenteil: In Westdeutschland arbeiteten mehr als zwei Drittel der Frauen bewusst nur Teilzeit als Krankenschwester, Hebamme, Altenpflegerin oder Gesundheitshelferin. Als Hauptgrund dafür gaben sie in einer Befragung 2005 persönliche und familiäre Verpflichtungen an.

»Bereits im Jahr 2005 hätte es einen Arbeitskräftemangel gegeben, wenn nur ausgebildete Pflegekräfte berücksichtigt worden wären«, stellen die Statistik-Behörden fest. Nur gut jeder zweite Kranken- und Altenpfleger war für seine Tätigkeit ausgebildet. Die übrigen Stellen hätten angelernte Kräfte übernommen, so das Statistische Bundesamt. Unter den angelernten Kräften sind neben Zivildienstleistenden beispielsweise auch viele Frauen ohne Berufsausbildung und Hausfrauen, die einer geringfügigen Beschäftigung nachgehen.

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