PISA: Bayerische Lektionen

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Chef des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Klaus Wenzel, fand schon am Tag vor Veröffentlichung der neusten PISA-Studie deutliche Worte. Trotz der Fortschritte müsse man feststellen, »dass in Deutschland und insbesondere in Bayern die Schere zwischen Arm und Reich, zwischen denjenigen, die an Bildung partizipieren können und denen, die ausgegrenzt werden, immer weiter auseinandergeht«. Das bedrohe den sozialen Frieden im Lande. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) versprach daraufhin vollmundig »Bildung, Bildung, Bildung«.

Doch der Reformeifer von Wenzel, der das »Joch der frühen Auslese« beklagte, wird gebremst von der Weigerung der regierenden CSU, alten ideologischen Ballast über Bord zu werfen. Das erfahren die Bürger der Gemeinden Denkendorf und Kipfenberg im Oberbayerischen derzeit am eigenen Leibe. Um ihre Dorfschule zu retten, die aufgrund sinkender Schülerzahlen vor dem Aus steht, wollen sie aus der bisherigen Hauptschule eine Schule für alle machen, an der alle Bildungsabschlüsse, einschließlich des Abiturs erworben werden können.

Eine Gemeinschaftsschule in Bayern, noch dazu im Kerngebiet der CSU? Das geht nicht. Seehofer schickte unlängst seinen Bildungsminister Ludwig Spaenle zu den rebellischen Oberbayern. Der aber machte deutlich: Für eine Einheitsschule sei im Freistaat kein Platz! Nach Presseberichten soll der Minister recht unwirsch auf die Vorschläge der Denkendorfer und Kipfenberger reagiert haben.

Das offenbart das Ausmaß der Angst, die mittlerweile die CSU umtreibt, denn auch anderswo in Bayern rumort es. Vom Konzept der Landesregierung, das Aussterben der Hauptschule mangels Schülermasse dadurch zu verhindern, dass man die Gemeinden in sogenannte Schulverbünde zwingt, profitieren nur die Busunternehmen. Spaenle weiß, gibt man an einer Stelle nach, droht das Aus für das dreigegliederte Schulsystem auch in Bayern. jam

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.