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Die Busse sind schon fast bestellt

Bündnis »Dresden Nazifrei« traf sich in Dortmund

  • Florian Osuch, Dortmund
  • Lesedauer: 2 Min.
Der jährliche Marsch in Dresden anlässlich der Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg ist längst ein Kristallisationspunkt der Naziszene. Doch auch die Gegendemonstranten organisieren sich bereits.

Anfang Februar wollen sie wieder in Dresden marschieren: Tausende Neonazis und Rechtskonservative, die das Gedenken an die Bombardierung Dresdens zum Anker machen wollen für eine rechtsgewendete Erinnerungskultur. Ebenso hartnäckig sind indes ihre Gegner: Schon Monate vor dem Ereignis beriet am Samstag das Bündnis »Dresden Nazifrei« – im westfälischen Dortmund, weit weg von Sachsen und der Elbe. 80 Teilnehmer waren erschienen.

Die Organisatoren zeigten sich denn auch hochzufrieden. Azad Tarhan zum Beispiel, der jugendpolitische Sprecher der Linkspartei in Nordrhein-Westfalen: »Unser Plan ging auf, den Anstoss für koordinierte und spektrenübergreifende Aktivitäten zu geben«. Tasächlich war eine bunte Mischung an Aktiven und Multiplikatoren aus einem Dutzend Städte in Nordrhein-Westfalen erschienen: Von der DGB- und ver.di-Jugend über Jusos, »autonome Antifa« und migrantische Organisationen wie DIDF oder die alevitischen Jugend bis hin zur Linkspartei reichte das Spektrum.

Diskutiert wurden Strategien, an die erfolgreichen Massenblockaden aus dem Winter 2010 anzuknüpfen sei. Am 13. Februar hatten Antifaschisten erstmals den jährlichen Nazimarsch in Dresden mittels Strassenblockaden verhindert. Bei klirrender Kälte hielten die Protestierenden trotz umfassender Versammlungsverbote den ganzen Tag über zentrale Plätze und Kreuzungen im Stadtteil Dresden-Neustadt besetzt.

Laut Tarhan laufen in den verschiedenen Städten die Vorbereitungen schon auf Hochtouren. »Das haben wir so nicht erwartet. Jetzt gehen wir gleich in die nächste Phase und werden uns bei Veranstaltungen, der Organisation von Bussen und lokalen Blockadetrainings koordinieren«.

Eröffnet worden war die Konferez mit einer Diskussion zwischen dem Linkspartei-Bundestagsabgeordneten Niema Movassat aus Oberhausen und einem Vertreter der Antifaschistischen Linken Berlin (ALB). Das ALB ist Teil des bundesweiten Antifabündnisses »No Pasarán!«, einer der Gründergruppen des bundesweiten Bündnisses »Dresden Nazifrei!«.

Anschliessend ging ein Vertreter des »Republikanischen Anwaltvereins« (RAV) auf rechtliche Fragen und Risiken ein. Im Januar 2010 hatte die Polizei auf Antrag der Staatsanwaltschaft Dresden tausende Plakate und Flugblätter, die zu Blockaden in Dresden aufriefen, beschlagnahmt. Im Anschluss an die erfolgreichen Proteste hatte es Strafanzeigen gehagelt. Das bekannteste Verfahren richtet sich gegen Bodo Ramelow, Fraktionsvorsitzender der LINKEN im Erfurter Landtag.

Praktisch ging es bei der Konferenz in Dortmund vor allem um die Organisation von Mobilisierungsveranstaltungen und von Bussen. »Das wird eine grosse Herausforderung im bevölkerungsreichsten Bundesland«, glaubt Tarhan.

Das Ende aber machte ein Blockadetraining: Geprobt wurden unter anderem Techniken der Sitzblockaden, das Bilden von Bezugsgruppen und das Durchfliessen von Polizeiketten. Und in dieser Disziplin sahen die Teilnehmer schon recht gut aus.

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